Verbot von Osmanen BC Das offizielle Ende eines kriminellen „Boxclubs“

Berlin/Saarbrücken · Drogen, Waffen, Anschläge: Die „Osmanen Germania BC“ gelten als gefährliche Rockerbande. In Deutschland sind sie jetzt verboten.

  Mitglieder der Rockergruppe "Osmanen".

Mitglieder der Rockergruppe "Osmanen".

Foto: dpa/Boris Roessler

Ihre Kutten sehen denen der „Hells Angels“ auffällig ähnlich. Im Internet posiert die Rockergruppe „Osmanen Germania BC“ martialisch, muskelbepackt und schwer bewaffnet. Sie präsentiert sich als türkische Antwort auf die „Hells Angels“. Nur mit dem Motorradfahren hat man es nicht so: Offiziell gibt man sich als Boxclub aus.

Die „Osmanen Germania BC“ haben laut Bundesinnenministerium derzeit 16 Ortsgruppen in Deutschland, sogenannte Chapter. So schnell wie der Club wuchs, so schnell wuchs auch die Zahl der Straftaten, die auf das Konto seiner Mitglieder gehen sollen. Am Dienstag zog Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Notbremse und sprach ein bundesweites Verbot der Rockergruppe aus. „Wer den Rechtsstaat ablehnt, kann von uns keine Nachsicht erwarten“, sagte Seehofer in Berlin. Von dem Rockerclub gehe eine Gefahr für die Allgemeinheit aus.

Der Verein behauptete, Jugendliche „von der Straße holen“ zu wollen. Tatsächlich sei er durch gewalttätige Gebiets- und Machtkämpfe aufgefallen, so die Bundesregierung. Mit Razzien in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen wurde das Verbot gestern durchgesetzt und Vereinsvermögen beschlagnahmt. In Nordrhein-Westfalen, einer Hochburg der Rocker, wurden lediglich Verbotsverfügungen und Sicherstellungsbeschlüsse überreicht. Bereits im März war die Polizei mit einer bundesweiten Razzia gegen die Rockergruppe vorgegangen. Mehr als 1000 Polizisten durchsuchten knapp 60 Objekte und stellten Beweismaterial sowie Waffen und Drogen sicher. Die dabei gesammelten Beweise hätten dazu gedient, das nun ausgesprochene Verbot rechtlich zu unterfüttern, heißt es nun aus dem Bundesinnenministerium.

Im Saarland war es 2016 zu Auseinandersetzungen zwischen den Osmanen und den verfeindeten kurdischen „Bahoz“ gekommen, die in einem Handgrananten-Anschlag vor einer Shisha-Bar der „Bahoz“ in Saarbrücken gipfelten. Die Polizei ging danach mit einem Großaufgebot gegen die beiden Gangs vor. Mehrere Osmanen wurden wegen Drogenhandels verurteilt. Inzwischen habe sich das Saar-Chapter der Osmanen aufgelöst, wie Polizeisprecher Stephan Laßotta sagte.

Nach Einschätzung mehrerer Bundesländer stehen die Rocker der türkischen Regierungspartei AKP von Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan nahe. Medien zufolge sollen sie aus politischen Kreisen der Türkei auch finanziell unterstützt worden sein. Zudem traten sie bei regierungsnahen türkischen Organisationen in Deutschland als Veranstaltungsschutz auf.

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