Ungleiches Liebespaar noch immer abgetaucht

Freiburg · Vor einem halben Jahr verschwand die 13 Jahre alte Maria aus Freiburg. Sie ist mit einem 53 Jahre alten Mann, den sie im Internet kennenlernte, untergetaucht. Die Mutter hofft auf ein Lebenszeichen.

Es ist der 4. Mai, an dem sich das Leben von Monika Beisler auf einen Schlag verändert: Zusammen mit einem 40 Jahre älteren Mann aus dem nordrhein-westfälischen Blomberg haut ihre 13 jährige Tochter Maria von Zuhause ab. Beide hatten sich in einem Internet-Chatroom kennengelernt. Seit einem halben Jahr ist das Paar jetzt auf der Flucht. Ihre Spur verliert sich in Polen. Doch Beisler hofft weiter, dass Maria gefunden wird. Über ein Internetblog appelliert sie verzweifelt an ihr Kind: "Komm heim!"

Die Freiburger Polizei geht davon aus, dass sich das ungleiche Paar irgendwo in Osteuropa aufhält. Seit September sind deshalb Kroatien, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn in die öffentliche Fahndung mit eingebunden. Aber: "Wie das im letzten Dörflein in Slowenien gehandhabt wird, und ob dort die örtliche Polizeidienststelle ein Lichtbild von Maria hat, wissen wir nicht", sagt die Sprecherin der Freiburger Polizei, Laura Riske. So stößt die Zusammenarbeit der Behörden im zusammenwachsenden Europa an Grenzen. Ob dem Tatverdächtigen genau das in die Karten spielt und er auf das nachlassende öffentliche Interesse setzt, kann Riske nicht sagen. Nachdem die Polizei anfangs sehr stark auf die Mithilfe der Öffentlichkeit setzte, geben sich die Ermittler inzwischen wortkarg. So kann die Sprecherin auch nicht sagen, wie viele Beamte mit den Ermittlungen betraut sind. "Das sind Polizei-Interna."

Rückblick: Maria lernte ihren Begleiter im vergangenen Jahr in einem Internet-Chatroom kennen. Er gab sich zunächst als Jugendlicher aus. Als der tatverdächtige Mann aus Blomberg Maria heimlich in Freiburg besucht, stellt sie fest, dass ihr Gegenüber 40 Jahre älter ist. Trotzdem treffen sich beide immer wieder. Am 4. Mai schließlich verschwindet das Mädchen, seitdem gilt es als vermisst. Die Polizei geht davon aus, dass Maria freiwillig mit dem 53-jährigen Mann unterwegs ist. Dennoch wird mit internationalem Haftbefehl wegen Kindesentziehung in besonders schwerem Fall und sexuellem Missbrauch von Kindern nach ihm gefahndet.

In den ersten Monaten stößt der Fall auf ein breites Echo. Marias Mutter richtet ein Blog sowie eine Facebook-Seite ein und bittet um Hinweise. In der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" wendet sie sich in einem Videoaufruf an die Zuschauer und fordert Maria sowie ihren Begleiter zur Rückkehr auf. Nach der Sendung sind Riske zufolge rund 70 Hinweise bei den Ermittlern eingegangen, seit Verschwinden des Mädchens etwa 500. Eine heiße Spur sei aber nie dabei gewesen.

Inzwischen ist es rund um den Fall ruhig geworden. Die Resonanz im Internet hat deutlich abgenommen, die Polizei hat sich in dem Fall aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen. Die Fahnder lassen sich nicht in die Karten schauen. So viel aber wird verraten: Die Ermittler gehen fest davon aus, dass Maria lebt.

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