Unfassbarer Inzestfall vor Gericht

München. "Ein Dorf, in dem es sich zu leben lohnt" - so beschreibt sich das kleine Willmersbach in Mittelfranken auf seiner Internetseite. Gut 130 Häuser stehen in dem Ort. In einem dieser Häuser hat sich nach Auffassung der Staatsanwaltschaft aber etwas zugetragen, was so gar nicht in das Bild des lebenswerten Dorfes passt

München. "Ein Dorf, in dem es sich zu leben lohnt" - so beschreibt sich das kleine Willmersbach in Mittelfranken auf seiner Internetseite. Gut 130 Häuser stehen in dem Ort. In einem dieser Häuser hat sich nach Auffassung der Staatsanwaltschaft aber etwas zugetragen, was so gar nicht in das Bild des lebenswerten Dorfes passt. 34 Jahre lang soll ein Mann dort seine Tochter regelmäßig vergewaltigt haben. Drei Söhne sollen aus diesem Inzestfall hervorgegangen sein. Und weil in Willmersbach viele schon lange etwas ahnten, wird es in dem Prozess, der heute beginnt, zumindest am Rande auch um die Frage gehen, warum weggesehen wurde.Die Anklage gegen den 69 Jahre alten Adolf B. vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth lautet auf Vergewaltigung in 497 Fällen. B. ist nur wegen der bis zum Jahr 1991 zurückreichenden, noch nicht verjährten Vergewaltigungsvorwürfe angeklagt. Damit werden nur die Fälle berücksichtigt, die ab dem 26. Geburtstag der heute 46-jährigen Frau geschahen. Doch ihr Martyrium soll schon in ihrem zwölften Lebensjahr begonnen haben.

Knapp 500 Fälle in 20 Jahren bedeutet, dass der Rentner seine als Nebenklägerin auftretende Tochter etwa jede zweite Woche vergewaltigt hat. Drei Mal soll er seine Tochter geschwängert haben. Zwei der Söhne starben, ein Sohn lebt und ist behindert. Außerdem hat die Frau noch ein weiteres Kind, das von ihrem Onkel stammen soll. Der Vater bestreitet den körperlichen Kontakt nicht. In den Befragungen sprach er aber von einvernehmlichem Geschlechtsverkehr.

Die Staatsanwaltschaft sieht die Dinge anders. Nach ihrer Auffassung schaffte es die im Haushalt der Eltern lebende Tochter nicht, sich dem autoritären Vater zu entziehen.

Die Vergewaltigungen geschahen zunächst im Elternhaus. Später soll er seine Tochter gezwungen haben, mit ihm in ihrem Auto in die Wälder um Willmersbach zu fahren, wo er sie dann auf dem Rücksitz des Wagens vergewaltigt haben soll. Im Ort wussten die Menschen angeblich von diesen Fahrten in den Wald. Auch soll der Vater dabei gesehen worden sein, wie er sich an seiner Tochter vergangen hat. Aufmerksam wurden die Ermittler auf den Fall Anfang des Jahres nur durch einen Zufall. Die Tochter hatte versucht, Ärzte zu erpressen, weil sie ihnen die Verantwortung für die Behinderung ihres Sohnes gab. Die Erpressung flog auf, die Frau erhielt eine Bewährungsstrafe. Zu ihrer Bewährungshelferin fasste sie so viel Vertrauen, dass sie sich ihr offenbarte.

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