Umfrage Die Ängste der Deutschen in der Corona-Krise

Berlin · Wie viel Angst macht die Corona-Krise den Bundesbürgern? Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage für die R+V-Versicherung haben Politologen überrascht: Bis auf die stark gestiegene Angst vor einer Talfahrt der Wirtschaft bleiben die Deutschen mit Blick auf ihre Gesundheit und ihren Job im Moment eher gelassen.

„Sie wirken erstaunlich sorglos. Oder cool“, sagt Manfred Schmidt, Politikwissenschaftler an der Universität Heidelberg. Selbst mit dem Krisenmanagement der Politik sind viele Befragte zufrieden.

Dafür hat das Infocenter der Versicherung vom 31. März bis 2. April 1075 Menschen repräsentativ vier Fragen online gestellt: Steigt durch die hohen Infektionsraten die Angst vor einer schweren Erkrankung? Befürchten jetzt mehr Menschen eine Rezession? Wie groß ist die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs? Und wie beurteilen die Deutschen die Arbeit der Politiker? Wer in Deutschland brennende Sorge um die eigene Gesundheit vermutet, liegt falsch. Im Vergleich zu 2019 stieg die Angst vor einer schweren Erkrankung lediglich moderat um 6 Punkte von 35 auf 41 Prozent. Die Sorge vor einer wirtschaftlichen Talfahrt schnellt dagegen im Vergleich zu 2019 um spektakuläre 23 Prozentpunkte auf nun 58 Prozent steil nach oben. Das ist der höchste Wert seit der Eurokrise vor zehn Jahren, der allerdings mit 67 Prozent noch darüber lag.

Dass die Sorge vor einer Rezession nicht voll auf die Sorge um den eigenen Job durchschlägt, hat Forscher Schmidt verblüfft. Mit 24 Prozent fürchtet das gerade mal ein Viertel der Befragten – gleich viele wie 2019 und insgesamt so wenige wie in 30 Jahren nicht. Bei den Noten für die Politik sind die Deutschen traditionell gnadenlos. In den vergangenen zehn Jahren hielt fast die Hälfte der Befragten Politiker grundsätzlich für überfordert. Während der Finanzkrise 2010 (62 Prozent) und der Flüchtlingskrise 2016 (65 Prozent) waren es fast zwei Drittel. Im Vergleich dazu gibt es für Wissenschaftler Schmidt in der Corona-Krise ein nahezu mildes Urteil. „Nur“ 46 Prozent halten die Politiker nun für überfordert.

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