Türkei will Sphinx zurück

Ankara. Eine mehr als hundertjährige Tradition deutscher Archäologie in der Türkei steht vor dem Aus: Wenn die Bundesrepublik nicht bis zum Frühsommer die Sphinx von Hattuscha zurückgebe, dann werde dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) die Grabung im zentralanatolischen Hattuscha entzogen, kündigte der türkische Kulturminister Ertugrul Günay an

 Noch ist die Sphinx von Hattuscha im Berliner Pergamom-Museum zu bewundern. Foto: BpK

Noch ist die Sphinx von Hattuscha im Berliner Pergamom-Museum zu bewundern. Foto: BpK

Ankara. Eine mehr als hundertjährige Tradition deutscher Archäologie in der Türkei steht vor dem Aus: Wenn die Bundesrepublik nicht bis zum Frühsommer die Sphinx von Hattuscha zurückgebe, dann werde dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) die Grabung im zentralanatolischen Hattuscha entzogen, kündigte der türkische Kulturminister Ertugrul Günay an. Die Bundesregierung lehnt die Rückgabe der Steinfigur bisher strikt ab. Deutsche Archäologen graben seit 1906 in Hattuscha, der einstigen Hauptstadt des Hethiterreiches; es ist die bedeutendste deutsche Ausgrabung der Bronzezeit im Vorderen Orient. Eine andere deutsche Grabung in Anatolien hat Günay bereits gestoppt.Der Verlust der Grabung in Hattuscha wäre ein harter Schlag für die deutsche Archäologie; um eine leere Drohung handelt es sich dabei offensichtlich nicht. Wie Günay bestätigte, entzog sein Ministerium dem DAI kürzlich bereits eine andere Grabung, und zwar die römische Stadt Aizanoi in Westanatolien. Das DAI hatte bereits 1926 mit Arbeiten in Aizanoi begonnen, das einen einmalig gut erhaltenen Zeus-Tempel besitzt, und hatte seit 1970 ununterbrochen die Grabungslizenz. In den letzten Jahren sei der deutsche Grabungsleiter aber höchstens 14 Tage im Jahr dort gewesen, wenn überhaupt, sagte Günay. Deshalb habe er den Deutschen die Grabung entzogen. Der deutsche Ex-Grabungsleiter von Aizanoi, der Freiburger Archäologe Ralf von den Hoff, wies Günays Vorwürfe zurück. "Gegen die Unterstellung, in Aizanoi sei überhaupt kaum und zudem nicht mit Blick auf Restaurierungen gearbeitet worden", müsse er sich "entschieden verwehren", schrieb der Forscher in einer Stellungnahme. "Allerdings führen wir Restaurierungsmaßnahmen nach internationalen Standards mit der nötigen Vorbereitungszeit und wissenschaftlich und technisch wohl überlegt durch, was sich nicht von heute auf morgen erreichen lässt." Auch mit der Arbeit der deutschen Archäologen in Hattuscha ist der türkische Minister Günay unzufrieden. So seien dort seit Jahren keine größeren Restaurierungsarbeiten mehr vorgenommen worden, auch an Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der freigelegten Anlagen fehle es dort. "Wenn dann außerdem noch ein von dort fortgeschafftes Fundstück nicht zurückkommt, warum soll ich diese Grabung dann weiterhin vom deutschen Institut machen lassen?", sagte der Minister. "Wenn es bis zum Beginn der archäologischen Grabungssaison keine Zusage (für die Rückgabe der Sphinx) gibt, dann bin ich fest entschlossen, die Grabungslizenz für Hattuscha zu annullieren." Die Grabungssaison beginnt Mitte Juni. Die Sphinx war 1915 von deutschen Forschern nach Berlin gebracht worden, wo sie eigentlich nur restauriert werden sollte, aber bis heute im Pergamon-Museum zu besichtigen ist.

Deutsche Archäologen graben derzeit an rund einem Dutzend Stätten in Anatolien. Von der hundertjährigen Forschungszusammenarbeit mit deutschen Archäologen müssten beide Seiten profitieren können, forderte Günay, der sich kritisch über die Fortschritte der deutschen Grabungen äußerte. Außer in Pergamon seien im vergangenen Jahr auf keiner deutschen Grabungsstätte nennenswerte Restaurationsprojekte verwirklicht worden, obwohl die Abkommen ausdrücklich vorsähen, dass auch Schutz, Erhalt und Restaurierung der Stätten zum Auftrag gehörten, kritisierte der Minister.

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