Traurige Gewissheit nach 29 JahrenVerdächtiger war seit langem im Visier der Fahnder

Trier. Dass der Fall Lolita Brieger am 24. August dieses Jahres in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" gezeigt wurde, dürfte kein Zufall gewesen sein. Auch wenn die Ermittler zu diesem Zeitpunkt noch immer keine konkrete Spur auf den möglichen Mörder der damals schwangeren 18-Jährigen hatten, so hatten sie doch schon einen konkreten Verdacht

Trier. Dass der Fall Lolita Brieger am 24. August dieses Jahres in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" gezeigt wurde, dürfte kein Zufall gewesen sein. Auch wenn die Ermittler zu diesem Zeitpunkt noch immer keine konkrete Spur auf den möglichen Mörder der damals schwangeren 18-Jährigen hatten, so hatten sie doch schon einen konkreten Verdacht. Der Ex-Freund der jungen Frau aus dem nordrhein-westfälischen Frauenkron stand schon länger im Visier der Fahnder. Es habe eine "Reihe von kleinen Indizien und Hinweisen gegeben", etwa einen Streit der beiden im Vorfeld des Verschwindens, hieß es dann zwei Wochen nach der Sendung, als der 50-jährige Landwirt in dem Eifelort Scheid festgenommen wurde.Ein Zeuge, der zusammen mit dem damals 21-Jährigen die Leiche der jungen Frau auf der Mülldeponie in der Nähe von Frauenkron beseitigt haben will, hat nach der Sendung den entscheidenden Hinweis gegeben. Der scheint so hieb- und stichfest gewesen zu sein, dass es für einen Haftbefehl gegen den Ex-Freund von Lolita Brieger reichte - obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Hinweis auf die Leiche der jungen Frau gab. Vieles erinnerte da an den Fall des seit vier Jahren vermissten Eifeler Rentners Walter Klein (69). Anfang des Jahres ist dessen Nachbar wegen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden, obwohl die Leiche bis heute nicht gefunden wurde und der Angeklagte die Tat bis zum Schluss bestritt. Auch in diesem Fall kam nach "Aktenzeichen XY… ungelöst" eine entscheidende Angabe.

Der mutmaßliche Mörder von Lolita Brieger schweigt bisher. Daran ändere sich auch nach dem vermeintlichen Fund von Leichenteilen nichts, sagte sein Verteidiger Heinz Neuhaus gestern. wie

Frauenkron. Elf Tage lang haben die Einsatzkräfte im Wald von Frauenkron im Kreis Euskirchen gebaggert und gestochert, elf Tage lang haben sie immer wieder Müll, Bauschutt und Erdaushub gesichtet. Gestern wollten sie, wie am Tag zuvor angekündigt, die Suche beenden, denn auf der ehemaligen Mülldeponie des Eifeldorfs war bis dahin nur noch eine letzte, tief gelegene Teilfläche unberührt geblieben. Genau dort aber stieß der Bagger um 10.20 Uhr auf die grau-grüne Plastikfolie, in der sich sehr wahrscheinlich die Überreste der seit November 1982 vermissten Lolita Brieger (Foto: dapd) befinden. Fünf Minuten vorher, sagt Einsatzleiter Wolfgang Schu, habe man noch Teile einer Kanalabdeckung gefunden. Ähnliches Material habe man Tage vorher noch an ganz anderer Stelle ausgegraben - für die Ermittler ein Hinweis darauf, wie stark bei der Renaturierung der Deponie alles durcheinandergeschoben wurde. Also baggerten sie weiter und fanden kurz darauf den Leichnam: Ein Blick in die freigelegte Plastikfolie genügte - die Suche war beendet. Zwar bleibt ein winziger Restzweifel zur Identität der Überreste, aber den dürfte das gerichtsmedizinische Gutachten in wenigen Tagen beseitigt haben.

"Es ist ein großes Gefühl der Erleichterung", sagt Wolfgang Schu, während seine Polizeikollegen die Fundstelle weiter untersuchen. "Aber auch ein gewisses Gefühl der Bestürztheit, wenn man vor einem Leichnam steht." Der traurige Erfolg, der Gewissheit über Lolita Briegers Schicksal liefert, ist vor allem Wolfgang Schus Beharrlichkeit und Geduld zu verdanken: Während sich in den vergangenen Tagen die Hoffnung immer mehr verflüchtigte, blieb Schu äußerlich gelassen und machte einfach weiter. Seine wohl täglich wachsende Besorgnis war ihm während dieser angespannten Tage ebenso wenig anzusehen wie jetzt die Erleichterung über den Fund.

Ein Ergebnis nach elf Tagen, die auch die Angehörigen von Lolita Brieger zwischen Bangen und Hoffen verbringen mussten. Schu stand stets mit ihnen in Kontakt - und sie waren auch die ersten, die er gestern anrief. Denn auch wenn der Fund, wie Staatsanwalt Jürgen Brauer sagt, für das Verfahren gegen den wegen Mordverdachts inhaftierten Ex-Freund von Lolita Brieger von großer Bedeutung sei: Genauso wichtig sei die Nachricht für die Angehörigen. Sie kam mit der beinah letzten Baggerschaufel: "Wir haben es gerade noch geschafft", sagt Wolfgang Schu.

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