Trauer in der Eiseskälte

Perm. Mit rotgeweinten Augen warten die Menschen vor der Leichenhalle von Perm, drängen sich zu Hunderten in Zelten und in Bussen, die für sie bereitgestellt worden sind. Voller Ungewissheit laufen sie immer wieder durch den Schnee zu den Listen mit den Namen der Toten, die am Eingang der Halle aufgehängt sind

Perm. Mit rotgeweinten Augen warten die Menschen vor der Leichenhalle von Perm, drängen sich zu Hunderten in Zelten und in Bussen, die für sie bereitgestellt worden sind. Voller Ungewissheit laufen sie immer wieder durch den Schnee zu den Listen mit den Namen der Toten, die am Eingang der Halle aufgehängt sind. Die meisten der mehr als 110 Todesopfer der schweren Brandkatastrophe in dem Nachtclub "Das lahme Pferd" waren kaum 20 Jahre alt. "Die Verwandten hoffen bis zuletzt, dass ihre Angehörigen nicht auf der Liste stehen", sagt Oksana Butina vom Büro des Katastrophenschutzministeriums. Es sei eine "psychologisch sehr schwierige Situation", denn die Toten in der Leichenhalle müssen identifiziert werden. Eine Frau verlässt schluchzend die Leichenhalle. "Eine Stunde lang musste ich warten, bis ich meinen Mann identifizieren konnte", sagt sie.

Irik Churialulow sitzt reglos in einem Zelt. Er hat gerade den Leichnam seiner Nichte Lilia identifiziert. Vorher hat er die ganze Nacht lang vergeblich alle Krankenhäuser der Stadt nach der 21-Jährigen abgesucht. "Sie hatte keine Brandwunden, nur eine Verletzung am Kopf. Ich nehme an, dass sie sich am Kopf gestoßen hat, ohnmächtig geworden ist und an einer Rauchvergiftung gestorben ist", sagt er. "Sie sah genauso so schön aus wie immer."

Psychologen trösten die Familien, die sich bei den eisigen Temperaturen in der Uralstadt in den Zelten aufwärmen. Polizeipsychologin Antonina Maligina gibt einer Frau, der die Tränen übers Gesicht laufen, Beruhigungstabletten. "Die Menschen trauern, natürlich. Wir versuchen ihnen zu helfen und sie so gut es geht zu beruhigen." Am Unglücksort, dem verkohlten Restaurant und Nachtclub "Das lahme Pferd", bücken sich immer wieder Menschen unter dem Absperrband der Polizei hindurch, um Blumen am Eingang niederzulegen. Rund 230 Menschen hatten hier in der Nacht zum Samstag das achtjährige Bestehen des Restaurants gefeiert, als ein Feuerwerk plötzlich die Kunststoffdecke über der Tanzfläche und die Dekoration aus Stroh in Brand setzte.

Offenbar weil die Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten wurden, verbrannten die vielen Menschen bei lebendigem Leib, wurden in der Panik totgetrampelt oder erstickten im Rauch. "Es waren einfach junge Leute, die hier Spaß haben wollten", sagt eine Frau namens Natascha. "Es ist unser gemeinsames Leid."

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