Tödliches Drama in Titisee

Titisee-Neustadt. Noch am Abend prägen Blaulicht, Krankenwagen, Notärzte und eine riesige Anzahl von Einsatzkräften den Ort der Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt. Für 13 Behinderte und eine Betreuerin in der Caritas-Behindertenwerkstatt kam gestern Nachmittag jede Hilfe zu spät. Dabei war die Feuerwehr bereits sechs Minuten, nachdem die Brandmelder angeschlagen hatten, vor Ort. Gegen 14

 Feuerwehrmänner begleiten einen Verletzten zum Rettungshubschrauber. Foto: dpa

Feuerwehrmänner begleiten einen Verletzten zum Rettungshubschrauber. Foto: dpa

Titisee-Neustadt. Noch am Abend prägen Blaulicht, Krankenwagen, Notärzte und eine riesige Anzahl von Einsatzkräften den Ort der Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt. Für 13 Behinderte und eine Betreuerin in der Caritas-Behindertenwerkstatt kam gestern Nachmittag jede Hilfe zu spät. Dabei war die Feuerwehr bereits sechs Minuten, nachdem die Brandmelder angeschlagen hatten, vor Ort. Gegen 14.00 Uhr wurde die Feuerwehr über einen Brandmelder alarmiert. Der malerische Ferienort im Hochschwarzwald steht unter Schock."Ich bin seit 30 Jahren bei der Polizei, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Freiburg. Die Beamten waren mit schwerem Atemschutzgerät in das Gebäude vorgedrungen, um die Bewusstlosen ins Freie zu bringen. Einige wurden noch beim Heraustragen beatmet, berichtet eine Augenzeugin. Etwa 300 Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten waren am Brandort im Einsatz. Rettungshubschrauber flogen zur Unterstützung ein. Als die Löschzüge eintrafen, fanden sie viele völlig panische Menschen vor. "Wir haben es mit Menschen zu tun, die naturgemäß nicht rational reagieren", sagte Kreisbrandmeister Alexander Widmaier.

Insgesamt wurden nach Polizeiangaben acht weitere Menschen verletzt. Psychologische Betreuer mussten sich nicht nur um die Geretteten und Angehörige der Opfer kümmern, auch die Einsatzkräfte brauchten zum Teil ihre Hilfe.

In der Werkstatt sind etwa 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung unter anderem in der Metall- und Holzverarbeitung sowie in der Elektromontage beschäftigt. Die Brandursache sei weiterhin unklar, sagte der Polizeisprecher, die Brandermittler seien im Gebäude. Medienberichten zufolge soll sich in einem Lagerraum im Dachstuhl des Gebäudes eine Explosion ereignet haben. Dies konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der sich vor Ort ein Bild von der Katastrophe machte, sagte: "Die Nachricht über den Brand in der Behindertenwerkstatt und das schreckliche Ausmaß haben mich zutiefst getroffen." In Gedanken sei er bei den Opfern. Sein Mitgefühl gelte ihren Angehörigen. "Ganz Baden-Württemberg trauert mit ihnen."

Auch der Caritasverband Freiburg-Stadt zeigte sich entsetzt: "Wir sind völlig fassungslos, wie in einer modernen und gut ausgestatteten Werkstatt am helllichten Tag eine solche Katastrophe passieren kann", sagte der Stellvertreter des Vorstands, Rainer Gantert. Die Sicherheitsvorkehrungen entspreche nach jetzigem Stand "absolut jeglichen Anforderungen", sagte er.

Hintergrund

Brände in Behinderteneinrichtungen haben in Deutschland schon Dutzende Menschen das Leben gekostet:

April 2011: In einer Klinik für geistig Behinderte in Ursberg (Bayern) stirbt ein 69-Jähriger bei einem Schwelbrand. Er kann nicht fliehen, weil er an seinem Bett fixiert ist. Im Nebenzimmer hat eine Patientin ihr Kopfkissen angezündet.

Februar 2010: Zwei geistig Behinderte sterben bei einem Feuer in einer Wohnanlage nahe Minden. Brandursache ist Fahrlässigkeit.

 Feuerwehrmänner begleiten einen Verletzten zum Rettungshubschrauber. Foto: dpa

Feuerwehrmänner begleiten einen Verletzten zum Rettungshubschrauber. Foto: dpa

September 2006: Bei einem Brand in einem Heim für Behinderte stirbt in Gifhorn (Niedersachsen) eine 58 Jahre alte Frau. 18 Menschen können gerettet werden. dpa

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