Tödliches Drama im Alpenparadies

Saas-Fee/Waldlaubersheim. Der Blick ist traumhaft. Eine Verlockung für jeden, der die Berge liebt. Die Weissmieshütte bietet eine unvergleichliche Aussicht auf 18 Viertausender. Auch sechs Deutsche sind von diesem "beliebten Ausgangspunkt für Touren in Fels und Eis" fasziniert. Dienstagmorgen brechen sie auf, um das 4010 Meter hohe Lagginhorn zu erobern

Saas-Fee/Waldlaubersheim. Der Blick ist traumhaft. Eine Verlockung für jeden, der die Berge liebt. Die Weissmieshütte bietet eine unvergleichliche Aussicht auf 18 Viertausender. Auch sechs Deutsche sind von diesem "beliebten Ausgangspunkt für Touren in Fels und Eis" fasziniert. Dienstagmorgen brechen sie auf, um das 4010 Meter hohe Lagginhorn zu erobern. Fünf von ihnen stürzen auf dem Rückweg knapp unterhalb des Gipfels in den Tod. Zwei davon, ein 1968 geborener Mann und sein 16-jähriger Sohn, kommen aus Waldlaubersheim bei Bad Kreuznach. Zwei weitere Opfer kommen laut Deutschem Alpenverein (DAV) aus Berlin, ein Toter aus Bielefeld."Einfach alle, die das erfahren, sind schockiert", sagt Hüttenwart Arthur Anthamatten. "Ewig lange" sei in den malerischen und bei Touristen so beliebten Walliser Bergen kein großes Unglück mehr passiert. Doch dann zwei Tragödien innerhalb weniger Monate: Am 13. März rast ein Bus mit belgischen Schulkindern, die im Wallis Skiferien verbrachten, gegen eine Wand des Autobahntunnels bei Siders. 28 Menschen sterben, die meisten von ihnen Kinder. Der Ort dieser Katastrophe ist rund 60 Kilometer vom Schauplatz der jüngsten Tragödie entfernt. Und wieder ist das Leid der Angehörigen unermesslich.

Da reist ein Vater aus Berlin mit seiner 14-jährigen Tochter und seinem 19-jährigen Sohn zum Bergsteigen in die Alpen. Gemeinsam mit dem Freund des Mannes (43), dessen Sohn (16) und einem weiteren Begleiter (20) gehen sie das Lagginhorn an - für erfahrene Alpinisten ein "leichter" Berg, einer, an dem sich auch Flachländer relativ gefahrlos messen können.

Nach Stunden, das Ziel ist in Sicht, geht dem Berliner Vater die Puste aus. Er bleibt zurück, 100 Meter vor dem Gipfel. Die anderen gehen weiter, kommen ganz oben an und machen sich auf den Rückweg.

Nebel soll eingesetzt haben, berichten später Schweizer Bergsteiger. Auch ein wenig Neuschnee. Sie seien sicherheitshalber umgekehrt und hätten sich einen tieferen Berg gesucht, berichtet die Alpinistin Natascha Knecht der "Basler Zeitung". Nicht so die Deutschen. Sie gehen weiter. Einen Bergführer haben sie nicht dabei. Ob der Berliner Vater wirklich mit angesehen hat, wie seine Kinder und die anderen Mitglieder der Gruppe in eine 400 Meter tiefe Schlucht stürzten, wird zunächst nicht bekannt. Jedenfalls greift er zum Handy, ruft in der Weissmieshütte und bittet verzweifelt um Hilfe. Die Rettungsmannschaften der Air Zermatt kommen rasch mit zwei Helikoptern, doch sie finden nur noch Leichen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort