Nach Gewalttat Schmerz in Freudenberg – Familie der getöteten Luise (12) schaltet bewegende Traueranzeige

Freudenberg · Über eine Woche nach der Tat in Freudenberg ist der Schmerz vor Ort weiterhin groß. Ein Gottesdienst am Sonntag stand ganz im Zeichen der Trauer. Die drückte jetzt auch die Familie der getöteten Luise öffentlich in einer bewegenden Traueranzeige aus.

 Traueranzeige der Eltern der getöteten Luise (12) in Freudenberg, am Sonnabend, 18. März, in der Siegener Zeitung erschienen.

Traueranzeige der Eltern der getöteten Luise (12) in Freudenberg, am Sonnabend, 18. März, in der Siegener Zeitung erschienen.

Foto: Siegener Zeitung/Screenshot: Matthias Zimmermann (hgn)

Auch eine Woche nach dem grauenvollen Tod von Luise finden die Menschen in Freudenberg nur schwer zur Routine zurück. Zu tief sitzen nach wie vor Trauer, Wut und Entsetzen über das, was sich in einem Wald nahe der nordrhein-westfälischen Stadt im angrenzenden Rheinland-Pfalz abgespielt hat.

Die Betroffenen – Familie, Freunde, Schulkameraden, Lehrer und Bewohner – können nicht begreifen, wie es zu dem schrecklichen Verbrechen kommen konnte. Dass zwei gleichaltrige Kinder die Zwölfjährige umgebracht haben sollen.

Nach Tod von Luise: Ganz Freudenberg leidet unter der unfassbaren Tat

Am Sonntag, 19. März, stand der Gottesdienst in der evangelischen Kirche der nicht einmal 20 000 Einwohner zählenden Stadt ganz im Zeichen der tragischen Ereignisse. Obwohl die offizielle Trauerfeier erst für Mittwoch angekündigt ist.

Luise aus Freudenberg von zwei Mädchen getötet – Fotos der Spurensuche
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Zwölfjährige Luise aus Freudenberg wurde von zwei Mädchen getötet – Spurensuche der Polizei

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Doch die Menschen suchen jetzt Trost und Erklärungen für das Unfassbare. So wurde der Gottesdienst auch im Internet übertragen. Es war während der Predigt von „tonnenschwerer Last“ die Rede. Von Fassungs- und Sprachlosigkeit.

Ganz so, wie es die Familie der getöteten Schülerin offensichtlich empfindet: „Es gibt keine Worte, um das Unbegreifliche zu begreifen. Für uns steht die Welt still", hatte sie zuvor bereits in einer bewegenden Traueranzeige mit einem Foto des jungen Opfers mitgeteilt. Diese veröffentlichte die Siegener Zeitung am Samstag, 18. März – eine Woche nachdem das Kind zunächst als vermisst gemeldet worden war.

Nach der Bluttat neben Wut auch Aufruf im Internet zu Selbstjustiz

Schon am darauffolgenden Tag wurde das ganze Ausmaß der Tat klar: Klassenkameradinnen sollen Luise mit mehr als 30 Messerstichen getötet haben. Nach Ermittler-Angaben seien die Kinder geständig. Eine Strafe im juristischen Sinn haben sie nicht zu erwarten. Weil sie zu jung sind, gilt für sie das Strafrecht nicht. Erst ab 14 Jahren greift es.

Das führt weiterhin zu Hasstiraden im Internet. Insbesondere auf der Kurzvideo-Plattform TikTok sind etliche Beiträge zu finden, in denen Nutzer wütend und mit Unverständnis darauf reagieren, dass die Kinder nicht belangt werden können. Und dass für sie wie für die betroffene Familie Persönlichkeitsschutz gilt.

Polizei und Staatsanwaltschaft achten zurzeit vermehrt auf Posts in den sozialen Medien in Zusammenhang mit dem Fall. Vielfach wurden Bilder geteilt, die die beiden Täterinnen zeigen sollen. Einige Nutzer rufen zur Selbstjustiz auf.

Und auch während des sonntäglichen Gottesdienstes in Freudenberg wurde dazu aufgerufen, Hass und Rachegelüsten zu widerstehen. Peter-Thomas Stubeg, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen mahnte: Niemand solle sich „leichtfertigen Kommentaren und allzu schnellen Urteilen" hingeben. In sozialen Medien seien jetzt Menschen unterwegs, die Steine werfen. Laut und gewaltig. Das verbiete sich.

Gedenkfeier am Mittwoch: Familie bleibt unter sich

Stattdessen möchte die Familie der getöteten Luise in aller Stille an diesem Mittwoch, 22. März, um 18 Uhr während einer Gedenkfeier in der Kirche Abschied nehmen. Sie wird unter sich bleiben, draußen von der Polizei abgeschirmt. Der Gottesdienst wird zeitgleich in die Aula der Esther-Bejerano-Gesamtschule übertragen. Dort waren das Mädchen sowie die Täterinnen zur Schule gegangen.

„Trauer kann man nicht sehen, nicht hören – man kann sie nur fühlen“, hieß es zudem in der emotionalen Traueranzeige. Grund genug, dass auch im Unterricht der betroffenen Schule Psychologen zurzeit da sind, um mit Kindern und Jugendlichen über das tragische Ereignis zu sprechen.

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