Tod im Dschungel

Paris. Sandstrand, Palmen und schöne Menschen, die aufregende Abenteuer vor der Kamera bestehen müssen - die Zutaten der französischen Reality-Show "Koh-Lanta" sollten den Zuschauern Spannung und Traumbilder in ihr Wohnzimmer bringen

Paris. Sandstrand, Palmen und schöne Menschen, die aufregende Abenteuer vor der Kamera bestehen müssen - die Zutaten der französischen Reality-Show "Koh-Lanta" sollten den Zuschauern Spannung und Traumbilder in ihr Wohnzimmer bringen. Doch seit dem Tod eines Teilnehmers und dem Suizid des Teamarztes zehn Tage später driftet sie in einen Albtraum ab, der das Fortbestehen der beliebten Abenteuer-Sendung infrage stellt.Die Show hat eine treue Anhängerschar, seit sie 2001 nach dem Vorbild des in den USA entstandenen Formates "Survivor" ausgestrahlt wird. Ausgestattet mit einer minimalen Ausrüstung, müssen die Teilnehmer Prüfungen bestehen, um sich das Preisgeld von 100 000 Euro zu erkämpfen, ähnlich wie im deutschen "Dschungelcamp".

Um die genauen Hintergründe des Todesdramas zu ergründen, hat die Staatsanwaltschaft des Pariser Vorortes Créteil Vorermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung aufgenommen. Die Ermittler sichten zurzeit die Video-Aufnahmen.

Ein rätselhafter Herzinfarkt

Am 22. März, dem ersten Drehtag der 16. Staffel auf der kambodschanischen Insel Koh Rong, brach der 25-Jährige Gérald Babin unter Krämpfen zusammen und erlitt einen Herzstillstand. Nach einer Reanimierung durch den Teamarzt Thierry Costa wurde er ins Krankenhaus gebracht, wo er starb. Medienberichten zufolge wurde er vor seiner Teilnahme medizinisch untersucht, Auffälligkeiten seien keine festgestellt worden. Die kambodschanischen Behörden sprechen von einem natürlichen Tod. Gleichzeitig erhielten mehrere französische Redaktionen einen anonymen Brief, der das Produktionsteam der Nachlässigkeit und mangelnden Vorbereitung am ersten Drehtag beschuldigt. Die Produktionsfirma "Adventure Line Productions" reichte Klage wegen Verleumdung ein.

Im Internet entstand eine aufgeregte Diskussion über die Hintergründe der Vorfälle - und eine Schuld Thierry Costas, der laut anonymer Anschuldigung zu spät eingetroffen sei. Die Debatte erhielt eine tragische Wendung, als dieser Anfang der Woche Suizid beging. Im Abschiedsbrief beklagt er die "ungerechten Unterstellungen" gegen ihn und erklärt, er habe sich und seinen Namen von den Medien in den Dreck gezogen gefühlt: "Ich werde nicht mehr wagen, einen Blick in Frankreich zu kreuzen, ohne mir die Frage zu stellen, ob er voller Misstrauen mir gegenüber ist", schreibt der 38-Jährige in seinen letzten Zeilen. "Ich bin sicher, Gérald auf respektvolle Art behandelt zu haben, als Patienten und nicht als Kandidat." Die Produktionsfirma erklärte, seit vier Jahren habe Costa mit großer Professionalität für sie gearbeitet: "Dieses tragische Ereignis muss diejenigen, die unüberlegt anklagen und kommentieren, dazu anregen, Verantwortung zu zeigen."

Fortbestand der Show unklar

In der Diskussion über eine Fortsetzung der populären Sendung erklärte der Privatsender TF1, es sei noch zu früh für eine Entscheidung. Im Schnitt sehen sie sieben Millionen Menschen an. Jede Episode bringt 3,5 Millionen Werbeeinnahmen ein. Die 16. Staffel wurde unmittelbar abgebrochen.