Tim Wiese will Zerstörung

Frankfurt · Sein Kampfname: „The Machine“. Damit will der frühere Torwart der Fußball-Nationalmannschaft die Wrestling-Welt erobern. Wie gewohnt, nimmt das polarisierende Muskelpaket dabei kein Blatt vor den Mund.

 Glitzernder Ohrring, zurückgegelte Haare, braungebrannt, tätowiert – Tim Wiese alias „The Machine“ gehörte noch nie zu den lieben Jungs. Das zeigte er auch gestern vor den Medien. Foto: dpa

Glitzernder Ohrring, zurückgegelte Haare, braungebrannt, tätowiert – Tim Wiese alias „The Machine“ gehörte noch nie zu den lieben Jungs. Das zeigte er auch gestern vor den Medien. Foto: dpa

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Eine fette Sonnenbrille auf der braungebrannten Nase, die Gelfrisur frisch zurechtgeschoren und ein furchteinflößender Kampfname: "The Machine" Tim Wiese passt perfekt in seine neue Welt. "Es gibt nur ein Ziel, und das ist Zerstörung . Vom Verlieren sprechen wir nicht", erklärte der 34-Jährige in Frankfurt . Und genoss schon gestern den Trubel.

"Es kann kommen, wer will. Ich bin nicht zu schlagen!", sagte das Muskelpaket mit fest entschlossenem Blick. Seine Zeit als Fußballer ist vorbei, heute startet Wiese seine mit Spannung erwartete zweite Karriere als Wrestling-Star: "Das Ziel ist natürlich, irgendwann einmal Champion zu werden."

Für seinen ersten Auftritt als neues Gesicht des Profi-Verbandes World Wrestling Entertainment (WWE) in der Münchner Olympiahalle hat sich der inzwischen fast 120 Kilo schwere Koloss gequält. Im Fitnessstudio, im Drill-Camp in Orlando. "Ich habe lange nicht mehr so hart gearbeitet wie in den vergangenen Monaten", sagt er: "WWE ist das Größte, was es im Wrestling gibt. Deshalb bin ich voll fokussiert und im Tunnel. Ich blende alles um mich herum aus."

All die Spötter, die Wieses Karriere nach der Karriere mit Argwohn begleiten, sind dem Mann mit der sonnenbankbraunen Haut und den getönten, aktuell etwas kürzeren und zurückgegelten Haaren völlig schnuppe. "Klar. Es wird Leute geben, die mich anfeuern. Und es wird Leute geben, die hoffen, dass ich auf die Fresse bekomme", sagte der Ex-Keeper, der schon als Fußballer polarisierte. Erst im Sommer lief sein millionenschwerer Vertrag mit 1899 Hoffenheim aus. Für die Hoffenheimer ging er in seinem letzten Bundesligaspiel am 26. Januar 2013 auf den Rasen. Zuvor war Wiese Stammspieler des 1. FC Kaiserslautern und bei Werder Bremen .

Schon kurz nach seiner Verbannung aus dem Profikader des Bundesligisten Hoffenheim während der Sommer-Vorbereitung 2013 begann der athletische Keeper sich aufzupumpen. Wiese richtete sein Leben nach dem Kraftsport aus, stopfte Bisonfleisch in sich hinein und sorgte mit Fotos in den sozialen Netzwerken für großes Aufsehen. "Ich habe im Monat 1000 Euro nur für Fleisch ausgegeben", sagte er. Von seinem einstigen Ziel, 140 Kilogramm pure Muskelmasse auf die Waage zu bringen, hat er sich mittlerweile verabschiedet. Für die Duelle im Ring muss auch die Ausdauer stimmen - sein Kampfgewicht liegt jetzt bei 117 Kilo.

"Die Tryouts in Amerika waren unglaublich, überhaupt nicht mit Fußball-Training zu vergleichen. Jeden Tag sind Leute weggefallen, weil sie verletzt waren", sagt Wiese. Er fühle sich so fit, dass er schon nach vier Wochen Vorbereitung wieder im Bundesliga-Tor stehen könnte. Doch dazu hat er keine Lust mehr.

Wiese, der mit seinen Sprüchen gerne die gegnerischen Fans provozierte, will jetzt auch im Ring die Rolle des "Bad Boy" einnehmen. Schon als Kicker war der langjährige Profi nicht immer pflegeleicht und hob sich von den lieben Jungs ab: "Ich war schon damals nicht so. Deshalb bin ich öfter angeeckt. Aber im Wrestling kann ich mich geben, wie ich bin. Immer volle Kanne voraus."

Das soll auch das Publikum in München zu spüren bekommen, das ein Tag-Team-Match mit Newcomer Wiese an der Seite der erfahrenen WWE-Größen Cesaro und Sheamus sehen wird. "Wer glaubt, dass das Ergebnis vorher feststeht, liegt falsch", sagt der Mann, der zum Aushängeschild des Wrestlings in Deutschland aufsteigen will: "Ich werde wie ein Tornado durch den Ring fegen, das wird meinen Gegnern wehtun."

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