Til Schweiger: Helfen ist das Gebot der Stunde

Rust (dpa) - Til Schweiger („Honig im Kopf“) sammelt Spenden. Er hat in der Hochphase der Flüchtlingskrise 2015 eine nach ihm benannte Stiftung gegründet. Sie bringt Geld zur Unterstützung von armen und sozial benachteiligten Kindern auf.

 Til Schweiger findet seine Rolle als Spendensammler noch immer ungewohnt. Foto: Patrick Seeger

Til Schweiger findet seine Rolle als Spendensammler noch immer ungewohnt. Foto: Patrick Seeger

Foto: Patrick Seeger

Und hat auch Schweigers Leben verändert, wie er in Rust bei Freiburg im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Rolle als Spendensammler sei noch immer ungewohnt.

Frage: Die Zeit der akuten Not in der Flüchtlingskrise 2015 ist vorbei. Wird Ihre Stiftung eigentlich noch gebraucht?

Antwort: Das ist ja eines der großen Missverständnisse, die es in der Öffentlichkeit gibt. Obwohl wir uns von Anfang an als Stiftung für alle Kinder in Not verstanden haben, hat sich schnell das Bild einer Flüchtlingsstiftung gefestigt. Aber es ist eine Stiftung für alle Kinder. In Deutschland leben drei Millionen Kinder unter der Armutsgrenze. Für ein reiches Land, wie wir es sind, ist das eine Schande. Da ist Hilfe gefragt. Da muss man die Stimme erheben. Und ich persönlich mache keinen Unterschied zwischen einem Kind aus Magdeburg und einem Kind aus Aleppo.

Frage: Aber sind Flüchtlingskinder nicht einer Ihrer Schwerpunkte?

Antwort: Wir wollen da helfen, wo die Not am größten ist. Und Flüchtlingskinder, Kinder mit Migrationshintergrund, sind stark betroffen. Es sind Kinder, die vor Krieg und Terror geflohen sind, die hierbleiben werden und die wir integrieren müssen. Wenn uns das nicht gelingt, sie zu integrieren, dann sind das die ersten, die rekrutiert werden von den Leuten, die unsere Gesellschaftsform ablehnen und zerstören wollen. Das muss jedem dämmern. Deshalb ist das Gebot der Stunde, zu helfen. Deshalb sammle ich Spenden.

Frage: Gefällt Ihnen die Rolle als Spendensammler?

Antwort: Es fühlt sich noch immer etwas fremd für mich an. Es fällt mir generell schwer, andere Leute um einen Gefallen zu bitten. Denn ich bin jemand, der gerne was macht, wenn etwas anliegt, und anderen Hilfe anbietet. Nun zu Leuten zu gehen und um Hilfe zu bitten, das ist ungewohnt. Aber es geht um die Sache: Jedes Kind muss das Recht haben auf Bildung, gesunde Ernährung, Schutz und Geborgenheit.

Frage: Wie ist die Resonanz?

Antwort: Überwiegend positiv. Gegen Kinder kann man nichts haben. Kinder sind unschuldig. Solange sie nicht von Eltern oder ihrer Sozialisation verdorben sind, sind Kinder erst einmal per se unschuldig und haben keine Lobby. Aber, dauerhaft zu helfen, das ist ein langer Weg. Darauf stelle ich mich auch ganz persönlich ein. Und mir ist bewusst, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Aber lieber ein Tropfen als gar keiner.

Frage: Braucht es da nicht mehr Mitstreiter?

Antwort: Jeder hat eine Stimme. Und es ist schade, wenn er sie nicht benutzt. Ich wünsche mir, dass noch mehr Leute spenden und sich engagieren. Und es könnten noch mehr von den Menschen spenden und helfen, die finanziell breite Schultern haben. Es gibt eine große Armut, es gibt aber auch sehr viele Millionäre in Deutschland. In den USA ist es verbreiteter, dass reiche Menschen teilhaben an sozialem Engagement. Deutschland hat da noch Nachholbedarf.

Frage: Aber muss das unbedingt ein Filmkünstler machen?

Antwort: Meine Filme sind dazu da, Menschen zu unterhalten und sie zum Träumen einzuladen. Aber das heißt ja nicht, dass wir in der realen Welt die Augen verschließen - und das Lösen von Problemen generell anderen überlassen. Deshalb finde ich schon, dass wir, die Zuschauer an die Hand nehmen und für kurze Zeit in eine Fantasiewelt entführen, im wirklichen Leben Vorbild sein sollten. Mir auf jeden Fall macht es Spaß, zu helfen.

ZUR PERSON: Til Schweiger (53) ist in Freiburg geboren. Er gehört zu den bekannten und erfolgreichen Schauspielern, Regisseuren und Filmproduzenten in Deutschland. Er hat seine Stiftung im August 2015 gegründet. Mitstreiter sind unter anderem Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), Schauspieler Jan Josef Liefers, die CDU-Politikerin Rita Süssmuth sowie der Rapper Thomas D. von den Fantastischen Vier. Nach eigenen Angaben hat die Stiftung seit Gründung rund 2,1 Millionen Euro Spenden gesammelt.

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