Heizen mit Kerzen Kann man mit einem Teelichtofen wirklich heizen? (mit Video)

Düsseldorf · Bei Tiktok trendet der #teelichtofen: Millionenfach werden Anleitungsvideos geklickt, wie man mit ein paar Teelichtern und Blumentöpfen eine Heizung baut. Was steckt dahinter und wie sinnvoll ist so ein Behelfs-Ofen? Und ist das nicht vielleicht gefährlich?

Aus wenigen Teelichtern einen wärmenden Ofen zaubern? Diese kuriose Idee trendet derzeit auf Videoplattformen wie Tiktok.

Aus wenigen Teelichtern einen wärmenden Ofen zaubern? Diese kuriose Idee trendet derzeit auf Videoplattformen wie Tiktok.

Foto: Tiktok/meinheimwerkermarkt

Auf der Video- und Social-Media-Plattform Tiktok kursiert ein ungewöhnliches Phänomen: Dutzende Nutzer zeigen in kurzen Videos, wie sie sich einen kleinen Ofen aus Terrakotta-Töpfen bauen und diesen mit haushaltsüblichen Teelichtern heizen, oft versehen mit Untertiteln wie „Blackout Checkliste“ oder „Blackout Vorbereitung“.

Ein paar unterschiedlich große Tontöpfe zum Ineinanderstecken als Wärmeglocke, ein Untersetzer fürs Abstellen der Teelichter und ein paar Schrauben, Muttern und Scharniere als Befestigung, natürlich einige Teelichter – mehr braucht es nicht für den Ofen.

Teelicht-Ofen: Ist der Tiktok-Trend eine echte Alternative?

Manche Tiktok-Nutzer beschreiben ihn als perfekte Alternative zum Heizen, man könne sich perfekt an seiner gemütlichen Wärme aufwärmen. Ein kommerzieller Anbieter bietet die bereits fertig zusammengebastelten Tonheizungen zum Verkauf an, Baumärkte stellen Kauf- und Bauanleitungen bereit. Und die Kommentare unter den Videos bewegen sich zwischen Begeisterung und „das bringt nichts“. Andere Videos warnen hingegen vor Brandgefahr und CO2-Ausstoß bei Teelichtöfen. Man sollte die Teelichter nicht zu dicht nebeneinander und nicht zu viele aufstellen. Die Töpfe dürften nicht zu dicht über den Teelichtern angebracht sein, sonst könnte Hitzestau und ein Wachsbrand die Folge sein, der auch Brände in der Wohnung auslösen könne.

Unbestritten ist sicherlich der dekorative Charme, doch wie viel Wärme liefert ein Teelicht-Ofen wirklich? Ein Teelicht hat eine Wärmeleistung von 40 Watt – es müssen sich also schon sehr viele im Raum befinden, um einen regulären Heizkörper mit einer Leistung von bis zu 2000 Watt zu ersetzen. Und ein Raum braucht pro Quadratmeter zwischen 100 und 150 Watt Wärmeleistung, man ist also weit davon entfernt, mit beispielsweise vier Teelichtern einen Raum nennenswert zu beheizen. Dabei ist es auch unerheblich, dass die Tontöpfe die Wärme speichern und in den Raum abstrahlen, eine verstärkende Wirkung besteht nämlich nicht.

Tiktok-Trend Teelicht-Ofen: „Man kann damit nur kleine Ausfälle überbrücken“

Auch der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) weist darauf hin, dass Behelfslösungen nur eine Lösung seien, wenn die benötigte Heizlast gedeckt werden kann. Das sei bei der geringen Leistung der Teelichter nicht der Fall. Der Verband hat keine Bedenken bei der Schadstoffbelastung, weist aber darauf hin, dass offene Flammen im geschlossenen Raum Sauerstoff verbrauchen: „Dadurch wird die Belüftung des Raumes notwendig. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass die Raumtemperatur absinkt“, sagt ein Sprecher des BDH. Grundsätzlich seien Teelichter wie auch ein mit Teelichtern betriebener Ofen nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt. „Man kann damit nur kleine Ausfälle überbrücken“, betont der Sprecher. Natürlich würden sie bei unsachgemäßer Nutzung auch Gefahren bergen.

Auch Schornsteinfeger sehen offene Flammen als Heizmedium kritisch, wenn es nicht als Feuerstätte zugelassen ist. Der Ton der Blumentöpfe kann hohe Temperaturen erreichen, an denen man sich verbrühen kann, sofern man die Öfen nicht mit einem Außen- und Innentopf nutzt, der die Hitze im Innern hält. „Feuerstätten müssen, um sicher betrieben zu werden, für geschlossene Räume zugelassen sein“, merkt der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks an. Im Zweifel sollte man sich zu alternativen Heizmitteln lieber vom Schornsteinfeger beraten lassen. Der Verband BDH nennt beispielsweise Petroleumöfen als Alternative, wenn Heizen bei einem Stromausfall nicht mehr möglich ist.

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