König wird beigesetzt Thailand verabschiedet den „Vater der Nation“

Bangkok · Ein Jahr nach seinem Tod wird König Bhumibol eingeäschert. Wie wichtig er für sein Land war und ist, zeigt sich nicht nur an der heute geplanten Zeremonie.

 Ein Land trauert um König Bhumibol: Viele Menschen campen seit Tagen auf Bangkoks Straßen, um gute Plätze für die heutige Trauerprozession zu haben.

Ein Land trauert um König Bhumibol: Viele Menschen campen seit Tagen auf Bangkoks Straßen, um gute Plätze für die heutige Trauerprozession zu haben.

Foto: dpa/Sakchai Lalit

Auf dem Flughafen der thailändischen Provinzstadt Krabi: eine Trauergemeinde von 30 Leuten auf dem Weg in die Hauptstadt, alle in Schwarz. Eine ähnliche Szene in Bangkoks Hauptbahnhof Hua Lamphong: Hunderte Frauen und Männer, die aus den Zügen hasten, alle in Schwarz. Und rund um den Großen Palast der Hauptstadt, die alte Königsresidenz: Tausende, die trotz eines stundenlangen Gewitterregens draußen übernachtet haben. Alle in Schwarz.

Mehr als ein Jahr nach dem Tod von König Bhumibol bereitet sich Thailand auf eine Feuerbestattung vor, wie sie das Land noch nie gesehen hat. Fünf Tage lang dauert die Zeremonie, mit der sich die Thais von dem Mann verabschieden, der 70 Jahre und 126 Tage lang ihr Staatsoberhaupt war. Auftakt war gestern mit Gesängen von buddhistischen Mönchen. Höhepunkt ist heute, wenn Bhumibols Leichnam nach einem strengen Ritual eingeäschert wird. Zu der Bestattung werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Deutschland wird von Alt-Bundespräsident Christian Wulff vertreten.

Für die mehr als 67 Millionen Einwohner des südostasiatischen Königreichs – fast alle Buddhisten – bedeutet das eine enorme Zäsur. Als Bhumibol am Nachmittag des 13. Oktober 2016 mit 88 Jahren starb, war er das dienstälteste Staatsoberhaupt der Welt. Die meisten Thais hatten nie einen anderen Monarchen kennen gelernt.

Die Trauer um den „Vater der Nation“, den sie hier wie einen Halbgott verehren, war damals immens. So ähnlich ist es nun wieder – wobei von offizieller Seite auch sehr viel dafür getan wird. Alle Kritik am Königshaus wird durch ein strenges Gesetz unterbunden. Im Fernsehen laufen Berichte über Bhumibols Leben und Werk in Endlosschleife. Die Zeitungen berichten schon seit Monaten in allen Einzelheiten über die Vorbereitungen. Von den Hochhäusern des Landes hängen riesige Porträts. Selbst in den Shopping Malls stehen Bhumibol-Schreine. Es herrscht kollektive Trauer.

Die Treuesten der Königstreuen harren jetzt bereits an der 1,9 Kilometer langen Strecke zwischen Großem Palast und Sanam-Luang-Feld aus, wo die Prozession am heutigen Donnerstag entlang führen wird. Vor dem Regen schützen sich viele mit Bhumibol-Porträts über dem Kopf. „Ich muss einfach hier sein – egal, wie heftig es regnet“, sagt Kanokporn Netsarika, die für die Trauerfeiern 840 Kilometer Weg aus Phuket im Süden auf sich genommen hat. Am Dienstag war die 58-Jährige eine der ersten an den Absperrungen. Dafür wird sie nun aber auch ganz vorne stehen, wenn der mehr als zwei Jahrhunderte alte und 13 Tonnen schwere Holzwagen mit der königlichen Urne von Soldaten vorbeigezogen wird.

Ein paar Meter weiter hinter dem Wagen wird dann der neue König Maha Vajiralongkorn laufen, der einzige Sohn von Bhumibol und dessen Frau Sirikit. Der 65-Jährige, der bis dato häufiger in seiner Villa am Starnberger See als in Thailand zu sehen war, wird später auch das Feuer anzünden, mit dem der Leichnam seines Vaters verbrannt wird. Ob die alte Königin, inzwischen 85, ebenfalls dabei sein wird, gehört zu den Dingen, um die ein Geheimnis gemacht wird. Wie es überhaupt einige Dinge gibt, über die man in Thailand nicht spricht.

Dazu gehört die Frage, wie Bhumibols Leichnam so lange konserviert werden konnte. Kaum jemand redet auch darüber, dass die königliche Urne, die aus dem Großen Palast drei Stunden lang zum eigens gebauten Krematorium gezogen wird, eigentlich leer ist. Bislang wurden alle toten Thai-Könige darin eingeäschert, sitzend in einer Meditationspose, was den Aufstieg zum Himmel erleichtern soll. Bhumibol entschied sich jedoch für einen Sarg. Sein Leichnam wird kurz vor der Prozession in aller Stille zur Verbrennung gebracht.

 Folgte seinem Vater Bhumibol auf den Thron: König Maha Vajiralongkorn.

Folgte seinem Vater Bhumibol auf den Thron: König Maha Vajiralongkorn.

Foto: dpa/Sakchai Lalit

Urne und Sarg werden heute Abend in dem mehr als 50 Meter hohen Krematorium – einem Nachbau des mythischen Bergs Meru, der in Buddhismus und Hinduismus Mittelpunkt des Universums ist – gemeinsam eingeäschert. Am Morgen danach wird der neue König Maha Vajiralongkorn dann das Feuer löschen. Dann wird die Asche seines Vaters mit einer weiteren Prozession in einer anderen Urne in den Großen Palast gebracht. Die Seele Bhumibols, so der Glaube, ist dann schon im Himmel.

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