Testpilot schweigt nach Todesfahrt

Rottweil. Zwei Tage nach einem tödlichen Verkehrsunfall mit einem Mercedes-Testauto auf der A 81 bei Rottweil in Baden-Württemberg ist der Fahrer des Wagens aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der 52-Jährige mache derzeit keine Angaben zum Unfallgeschehen, teilte die Polizei gestern mit

 Der zerstörte Erlkönig auf der A 81 bei Rottweil. Foto: dpa

Der zerstörte Erlkönig auf der A 81 bei Rottweil. Foto: dpa

Rottweil. Zwei Tage nach einem tödlichen Verkehrsunfall mit einem Mercedes-Testauto auf der A 81 bei Rottweil in Baden-Württemberg ist der Fahrer des Wagens aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der 52-Jährige mache derzeit keine Angaben zum Unfallgeschehen, teilte die Polizei gestern mit. Mit einem Gutachten zum Unfallhergang sei wegen umfangreicher Untersuchungen und Berechnungen nicht "zeitnah" zu rechnen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Fahrer wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Bei dem Unfall in der Nacht zum Samstag war der Testfahrer in eine Unfallstelle geprallt und hatte einen 26-Jährigen erfasst, der sofort starb. Der 26-Jährige war zuvor aus ungeklärter Ursache gegen die Mittelleitplanke geprallt und auf dem linken Fahrstreifen zum Stehen gekommen. Bei dem Zusammenprall überschlug sich das Testfahrzeug, schleuderte noch 250 Meter weiter und landete auf dem Dach. Der Fahrer wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.

Der Auto Club Europa (ACE) hat mit Blick auf die tödliche Testfahrt die Mithaftung des Daimler-Konzerns gefordert. "Der betriebliche Verhaltenskodex für die Testfahrer mit der Aufforderung, sich strikt an die Verkehrsregeln zu halten, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht", sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Nach nun vier Toten durch Testfahrer auf öffentlichen Straßen müsse überlegt werden, "ob Daimler als Fahrzeughalter in Mithaftung genommen werden muss", sagte der Sprecher. Hillgärtner plädierte darüber hinaus erneut dafür, dass Autohersteller ihre Neuentwicklungen, die so genannten Erlkönige, bei sehr hohem Tempo ausschließlich auf Teststrecken und nicht auf öffentlichen Straßen testen. Ansonsten verstießen sie gegen Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung, wonach sich jeder Verkehrsteilnehmer unter anderem so zu verhalten hat, dass "kein anderer geschädigt" oder "gefährdet" wird. Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer fordert nach dem Unfall Konsequenzen. Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Testpiloten sind Berufsautofahrer. Sie dürfen sich nicht wie Rambos benehmen, sondern müssen sich noch vorbildlicher als alle anderen an die Verkehrsregeln halten." Der Minister betonte: "Deutsche Straßen sind nicht der Nürburgring."

Der Autobauer Daimler will unterdessen trotz des Unfalls weiter auf Fahrten mit Erlkönigen setzen. Die neuen Autos würden zwar so weit wie möglich auf abgesperrtem Gelände getestet. Nachtfahrten auf öffentlichen Straßen seien aber notwendig, sagte eine Sprecherin. "Wir testen das Auto unter Realbedingungen, so wie es später auch der Kunde fahren wird." afp/dpa/ddp

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