Terror-Spur verläuft im Sande
Kuala Lumpur · Interpol hält ein Attentat auf das unter mysteriösen Umständen verschwundene Flugzeug nicht mehr für wahrscheinlich. Nun konzentrieren sich die Ermittler auf vier mögliche Lösungen des Rätsels.
Die beiden Passagiere mit gestohlenen Pässen an Bord des verschollenen Flugzeugs in Südostasien sind keine Terroristen gewesen. Ermittler identifizierten die beiden gestern als Iraner - 19 und 29 Jahre alt -, die lediglich mit gestohlenen Pässen nach Europa gelangen wollten. Der Jüngere wollte über Peking und Amsterdam zu seiner Mutter nach Frankfurt, wie der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte. Der andere wollte nach Kopenhagen. Die beiden seien wohl keine Terroristen, sagte Ronald Noble, Generalsekretär der Polizeiorganisation Interpol, in Lyon: "Je mehr Informationen wir bekommen, desto mehr sind wir geneigt, daraus zu schließen, dass es sich um kein Attentat handelt."
Damit verlief eine mögliche heiße Spur zur Klärung des mysteriösen Verschwindens von Flug MH370 im Sande. Die Boeing 777-200 ist seit Abbruch des Funkkontakts am Samstagmorgen verschollen. Das Flugzeug der Malaysia Airlines war in Kuala Lumpur gestartet und sollte nach Peking fliegen. An Bord waren 239 Menschen.
Der malaysische Krisenstab weitete das Suchgebiet unterdessen erheblich aus, auch auf die Meeresenge von Malakka vor der Westküste Malaysias. Der letzte Radarkontakt fand östlich von Malaysia vor der Küste Vietnams statt. Die Piloten hatten weder einen Notruf abgesetzt noch hatten die Bordcomputer der Bodenkontrolle technische Probleme signalisiert.
Das Suchgebiet wurde vergrößert, weil in vier Tagen intensiver Suche mit Dutzenden Flugzeugen und Schiffen keine Spur des Flugzeugs gefunden wurde. Das Meer zwischen Malaysia und Vietnam ist nach Angaben von Meereswissenschaftlern nur rund 60 Meter tief - das ist weniger als die Spannweite der Boeing. Auch über Land in Nordmalaysia und Südvietnam wurde gestern weiter gesucht. "Wir können nichts vermelden", sagte einer der Ermittler.
Nach Angaben von Polizeichef Khalid verfolgen die Ermittler vier mögliche Erklärungsstränge: 1. eine Entführung, 2. Sabotage, 3. psychologische Probleme bei Passagieren oder der Besatzung als Grundlage einer Selbstmordaktion oder aber 4. persönliche Probleme. In diesem Zusammenhang werde untersucht, ob jemand eine hohe Versicherungspolice abschloss oder hohe Schulden hatte. Diese Ermittlungen standen in den vergangenen Tagen im Schatten der Überprüfung der beiden Iraner. Sie waren mit in Thailand gestohlenen Pässen eines Italieners und eines Österreichers an Bord gegangen. Die Tickets der beiden hatte ein Mittelsmann namens Ali in Pattaya in Thailand gekauft, wie die Polizei mitteilte.
Die Boeing 777-200 war nach Angaben von Malaysia Airlines in Kuala Lumpur am 23. Februar zuletzt gewartet worden. Mechaniker hätten am Flugzeug keine Probleme entdeckt.