„Der life-saving Handjob“ Techniker Krankenkasse wirbt mit Pornodarstellerin für Hodenkrebs-Vorsorge und erntet einen Shitstorm

Berlin · Ein Video der Techniker Krankenkasse verbreitet sich derzeit im Netz – und sorgt dabei für geteilte Reaktionen. Was zuerst wie ein billiger Pornofilm wirkt, stellt sich als Video heraus, das für Hodenkrebs-Vorsorge werben will. Im Netz stößt die Krankenkasse damit auf sehr geteilte Reaktionen.

Krankenkasse kassiert Shitstorm für Pornodarstellerin in Werbung
Foto: Screenshot/Youtube/Die Techniker

„Sexistisch und nicht witzig“ oder „gut gemacht“? Das Aufklärungsvideo einer Krankenkasse mit einer Pornodarstellerin hat im Netz viel Kritik, aber auch Zuspruch bekommen. Mit ihrem Clip wollte die Techniker Krankenkasse (TK) eigentlich auf die Notwendigkeit der Hodenkrebs-Früherkennung aufmerksam machen. Titel des Videos: „Der life-saving Handjob: So tastest du deine Hoden ab“.

Die Handlung und das Erscheinungsbild des Clips mit einem jungen Mann und der Pornodarstellerin Anny Aurora ist anfangs deutlich an den Look von Pornofilmen angelehnt. Etwa nach der Hälfte unterbricht das Video und es wird erklärt, wie man durch Abtasten der Hoden frühzeitig Krebs erkennen kann.

In sozialen Medien löste die Kampagne eine Debatte aus. „Sexistisch und nicht witzig“, nennt sie etwa Autorin Tara-Louise Wittwer auf Instagram. „Das Video offenbart, wie wenig wir Männern zutrauen“, schreibt ein anderer User auf Twitter.

Verteidigt wurde das Video unter anderem vom FDP-Politiker Konstantin Kuhle: „Statt in borniert-spießiger Weise über die erfolgreiche Hodenkrebs-Aufklärung der Techniker Krankenkasse zu schimpfen, sollten wir denen gleich die ganze Verantwortung für die Werbung zur Corona-Impfung übertragen! Good Job“, schrieb Kuhle in einem Tweet.

Die TK selbst äußerte sich ebenfalls in einem Statement: „Eines möchten wir vorweg gerne deutlich machen: Diversität, Gleichstellung und respektvolles Miteinander sind uns sehr wichtig. Sexismus in jeglicher Form lehnen wir ab.“ Man habe „bewusst einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt und die Aufklärung darüber in einem pornografischen Umfeld platziert.“

Denn: „Früherkennung von Hodenkrebs verdient mehr Aufmerksamkeit, denn durch eine einfache Untersuchung steigt die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung“, schreibt die TK. Mit dem Video wolle man insbesondere die Aufmerksamkeit von jüngeren Männern erreichen. Aufklärung müsse nämlich genau dort stattfinden, wo sie die Menschen erreiche.

Dass dieser Ansatz allerdings für Diskussionen und Irritationen sorgen könne, sei den Zuständigen bewusst gewesen, gibt die TK in dem Statement zu. „Wir [...] halten das Thema aber für so wichtig, dass es auch in diesem Umfeld angesprochen werden sollte. Wenn auch nur ein Hodenkrebsfall durch diese Aktion rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt wird, hat sie sich gelohnt“, hält die Krankenkasse abschließend fest.

Allerdings sorgte auch dieses Statement wiederum für Aufregung. Ein User etwa schrieb auf Instagram: „Diese Stellungnahme macht es nur noch schlimmer!“ „Wenn ihr Sexismus wirklich ablehnt, dann könnt ihr so eine Werbung nicht machen. Aufklärung kann auch ohne solche Posen stattfinden. Die Kritik habt ihr nicht verstanden“, wirft ein anderer Nutzer der Krankenkasse vor. „Hört auf zu meckern – lasst euch untersuchen! Nix anderes ist wichtig“, kommentierte dagegen ein anderer Nutzer.

Auch die Konkurrenz der TK nahm sich dem Video bereits an. So postete die Barmer Krankenkasse auf Instagram ein Bild von einem Mann, der ein Ei hochwirft, mit der Unterschrift: „Kein Witz: Für uns ist es wichtig, dass Mann es auch allein kann.“ Auf Youtube hat das Video der TK mittlerweile etwas über 100 000 Klicks (Stand: 4. Februar, 13 Uhr), Tausende haben die entsprechenden Posts auf sozialen Medien kommentiert. Gesprochen wird über das Thema Hodenkrebs durch das Video also in jedem Fall vermehrt – egal wie gut man die entsprechende Werbung findet.

   

(dpa)
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