Studie sieht bei Priestern keine besondere Pädophilie-Neigung

Trier. In der katholischen Kirche gehen viele Fälle von sexuellem Missbrauch offenbar nicht auf eine psychische Störung der Priester zurück. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Freitag vom Missbrauchsbeauftragten der katholische Kirche, dem Trierer Bischof Stephan Ackermann, vorgestellt wurde

Trier. In der katholischen Kirche gehen viele Fälle von sexuellem Missbrauch offenbar nicht auf eine psychische Störung der Priester zurück. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Freitag vom Missbrauchsbeauftragten der katholische Kirche, dem Trierer Bischof Stephan Ackermann, vorgestellt wurde. Der Erhebung zufolge wurde nur bei sehr wenigen Geistlichen eine Störung wie etwa Pädophilie festgestellt. Insgesamt wurden 78 forensische Gutachten über katholische Geistliche ausgewertet, die nach sexuellen Übergriffen psychiatrisch und psychologisch untersucht worden waren. Der Leiter der Studie, Norbert Leygraf, sagte, die Beweggründe für den Missbrauch lägen im psychologischen "Normbereich" und entsprächen dem Abbild der deutschen Gesellschaft. 66 Geistlichen waren sexuelle Übergriffe, zwölf Geistlichen der Besitz kinderpornografischen Materials vorgeworfen worden.

Die Gutachten wurden von 2000 bis 2010 erstellt. Auch die Berücksichtigung später erstellter Gutachten hätten an der Tendenz der Analyse keine wesentlichen Veränderungen ergeben, sagte Leygraf. In 68 Prozent der Fälle habe es "keine psychiatrische Diagnose" gegeben. In zwölf Prozent sei Pädophilie festgestellt worden. Aus der Analyse hätten sich zudem in fast der Hälfte der Fälle "keine Bedenken gegen erneuten oder weiteren Einsatz" der Priester in der Gemeinde ergeben.

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" zeigte sich schockiert über die Studie und deren Schlussfolgerungen. "Das entspricht in keiner Weise der Nulltoleranz-Strategie etwa der US-Bischöfe oder auch des Papstes", sagte Christian Weisner aus de Spitze der Bewegung. dapd/dpa

Foto: Erichsen/dpa

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