Streit um Gartenmüll fordert drei Tote

Hildesheim/Gifhorn. Sie stritten um die korrekte Entsorgung von Gartenabfall. Am Ende gab es drei Tote. Im vergangenen September sind in einer Kleingartenkolonie im niedersächsischen Gifhorn zunächst banale Nachbarschaftsstreitigkeiten brutal eskaliert

Hildesheim/Gifhorn. Sie stritten um die korrekte Entsorgung von Gartenabfall. Am Ende gab es drei Tote. Im vergangenen September sind in einer Kleingartenkolonie im niedersächsischen Gifhorn zunächst banale Nachbarschaftsstreitigkeiten brutal eskaliert. Ein 33-Jähriger und seine Eltern mussten sterben, weil sie nach Ansicht des 66 Jahre alten Nachbarn den Müll nicht ordnungsgemäß entsorgt hatten. Der Rentner erschlug alle drei mit einem Knüppel. Ab Mittwoch muss er sich vor dem Landgericht Hildesheim verantworten. Er hat die Taten in einer polizeilichen Vernehmung bereits gestanden.In der Gifhorner Kleingartenkolonie hatten der Angeklagte und die Opfer laut Staatsanwaltschaft über Jahre gestritten. Zeugen beschrieben den 66 Jahre alten mutmaßlichen Täter als leicht reizbar.Wuchtige Stockschläge Dem Rentner wird zur Last gelegt, am 22. September 2008 gegen 19.45 Uhr dem 33-jährigen Sohn seines Kleingartennachbarn mit einem Knüppel aufgelauert zu haben, um ihn wegen der Gartenabfälle zur Rede zu stellen. Als die anfangs verbal geführte Auseinandersetzung eskalierte, zog der Rentner seine Hiebwaffe und schlug auf den 33-Jährigen ein. Der brach, um Hilfe schreiend, zusammen und starb rund 20 Minuten später an seinen Verletzungen. Die herbeieilenden 64 und 59 Jahre alten Eltern tötete der Rentner laut Gericht ebenfalls mit wuchtigen Stockschlägen, um die erste Tat zu vertuschen.Etwa acht Jahre lang soll es in der Kleingartenkolonie schon Streitigkeiten zwischen den Nachbarn gegeben haben. Der Justiz waren Fälle von Körperverletzung, Sachbeschädigung und Vorwürfe der Brandstiftung bekannt. Einmal soll der Rentner einem Kleingärtner die Autoreifen zerstochen haben. Die später Getöteten traten damals als Zeugen auf. Doch beweisen ließ sich nichts, alle Verfahren wurden wieder eingestellt. Nach dem Dreifachmord fanden die Ermittler dann Beweise — unter anderem eine blutige Schubkarre. Mit der wurden die drei Leichen offenbar in das Gebüsch transportiert, in dem sie ein Spaziergänger einen Tag später fand. Nach einer Großfahndung wurde der tatverdächtige Rentner gestellt. Er hatte sich in der Nähe des Tatorts zwischen mehreren Strohballen unter einer Plane versteckt. Damit ein Nachbarschaftsstreit nicht derart ausartet, gibt es in Deutschland die Möglichkeit der Mediation. Hierbei erhalten die Streitparteien die Unterstützung eines unparteiischen Vermittlers, der schlichtet, ohne ein Gericht einzuschalten. Mecklenburg-Vorpommern ist bei der Streitschlichtung Vorreiter. 2007 gab es dort laut Justizministerium 549 derartige Verfahren, 382 Fälle konnten einvernehmlich gelöst werden. Das entspricht einer Erfolgsquote von 69 Prozent. "Mediation kann helfen", sagt Gerichtssprecher Jan-Michael Seidel vom Hildesheimer Landgericht. Viele wüssten nicht von dieser Möglichkeit, professionelle Hilfe bei der Beilegung eines nervtötenden Streits zu bekommen. ddp

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