Stille in der Disco

Bochum. Pssst, mal ganz leise sein. Denn bei dieser Party kommt es nicht auf Lärm, stampfende Bässe und pumpende Beats an. Im Szene-Club "Ullrich" im bunten Bochumer Partyviertel "Bermudadreieck" tanzen die Besucher im Stillen - mit Funkkopfhörern auf den Ohren

 Eine Besucherin tanzt im Club "Ullrich" in Bochum. Foto: dpa

Eine Besucherin tanzt im Club "Ullrich" in Bochum. Foto: dpa

Bochum. Pssst, mal ganz leise sein. Denn bei dieser Party kommt es nicht auf Lärm, stampfende Bässe und pumpende Beats an. Im Szene-Club "Ullrich" im bunten Bochumer Partyviertel "Bermudadreieck" tanzen die Besucher im Stillen - mit Funkkopfhörern auf den Ohren. "Sound in Silence" (lautlose Geräusche) steht auf dem Plakat, das am Eingang zur Disco in Bochum klebt. Die Gäste nehmen sich am Eingang einen Drahtloskopfhörer, bezahlen fünf Euro Miete und wählen zwischen zwei Kanälen aus, was sie hören möchten. Zwei DJs legen ihre Platten auf. Auf einem Kanal gibt es Rock und Pop, auf dem anderen das, was in der Szene-Sprache als "Dance" bezeichnet wird - also typische Clubmusik.Auf der Tanzfläche ist jeder Tänzer akustisch voneinander abgeschottet und dennoch befinden sich alle Feiernden in einem gemeinsamen Raum. "Auch für passive Besucher ist das doch witzig", findet Gerd Speer. Seine Firma mit Sitz in Steinburg in Norddeutschland verleiht die Kopfhörer. 5000 Stück sind auf Lager. Damit eignet sich das Konzept auch für Festivals, Open-Air-Kinos und große Stadtfeste. "Und die Veranstalter sind frei von der Nachtruhe, denn es ist ja alles leise", wirbt Speer.

Auf der Tanzfläche merken die Tanzenden oft im Refrain, ob sie im gleichen Rhythmus sind. "Das ist echt witzig, ein großer Spaß", meint Sabine aus Herne, die mit ihren Freunden erstmals eine Kopfhörerparty feiert. Oben an der Luft, also da, wo es keinen Musikanschluss gibt, stehen noch viele ahnungslos herum und schauen dem Treiben im "Ullrich" verwirrt zu. Es ist still, und dennoch geht es auf der Tanzfläche wild zu. Ab und zu übersteigt das Mitsingen den Gesprächspegel. Eventmanager Gerd Speer ist Nutznießer des Kopfhörerparty-Trends: In England und Australien haben diese Ereignisse mehr Zulauf als in Deutschland. An spanischen Stränden und in Indien zappeln die Touristen seit Jahren aus Lärmschutzgründen mit Kopfhörern auf den Ohren. An den Club in Bochum hat Speer 700 Kopfhörer vermietet. Die Lautstärke ist auf 80 Dezibel begrenzt - der von Medizinern empfohlene Höchstwert. Ist man in einer ganz normalen Disco einen Meter von den Lautsprechern entfernt, bekommt man 100 Dezibel ab.

Sprache der Kopfhörer

 Eine Besucherin tanzt im Club "Ullrich" in Bochum. Foto: dpa

Eine Besucherin tanzt im Club "Ullrich" in Bochum. Foto: dpa

Größter Vorteil der "leisen Disco": Gespräche sind möglich. "Man muss nicht brüllen", sagt Speer. Einfach Kopfhörer ausknipsen. Den Kopfhörer auf den Schultern, heißt: "Ich möchte dir etwas sagen." Beide Hände am aufgesetzten Kopfhörer bedeutet: "Lass mich in Ruhe." Und ein abgenommener Kopfhörer in der Hand heißt: "Komm rüber zur Theke, wir trinken was."

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