Stadt ohne Menschen

Koblenz. Geschlossene Rollläden und menschenleere Straßen haben am Sonntag das Bild in Koblenz beherrscht: Wegen einer Bombenentschärfung mussten rund 45 000 Menschen bis 9 Uhr ihre Häuser auf beiden Seiten des Rheins verlassen. Viele waren wohl bereits am Vortag bei Verwandten und Freunden untergekommen, zu den befürchteten Staus auf Rhein- und Moselbrücken kam es nicht. Ab 6

Koblenz. Geschlossene Rollläden und menschenleere Straßen haben am Sonntag das Bild in Koblenz beherrscht: Wegen einer Bombenentschärfung mussten rund 45 000 Menschen bis 9 Uhr ihre Häuser auf beiden Seiten des Rheins verlassen. Viele waren wohl bereits am Vortag bei Verwandten und Freunden untergekommen, zu den befürchteten Staus auf Rhein- und Moselbrücken kam es nicht.Ab 6.30 Uhr fuhren Fahrzeuge der Bundeswehr durch die Wohngebiete und forderten die Bewohner über Lautsprecher zum Verlassen ihrer Häuser auf. Rund 1000 Mitarbeiter von Ordnungsamt und Feuerwehr gingen dann am Vormittag von Haus zu Haus und klingelten. Gerade einmal vier Türen mussten aufgebrochen werden, weil Licht brannte. In einer Wohnung fanden die Einsatzkräfte eine demente Frau vor, drei Wohnungen waren leer. Das Deutsche Rote Kreuz war mit 300 Wagen in Koblenz unterwegs, um 520 pflegebedürftige Menschen aus sieben Altenheimen und aus Privatwohnungen abzuholen. Auch 100 Patienten aus zwei Kliniken wurden zurückgefahren, die bereits am Samstag ins Bundeswehr-Krankenhaus verlegt worden waren. Auch die Auffangstationen waren weitgehend leer. Nur rund 500 Menschen suchten in sieben Schulen Schutz. Die Entschärfung konnte früher als geplant beginnen. Gegen 12 Uhr passierte das letzte Schiff auf dem Rhein den Fundort der Bomben. Um 12.41 Uhr wurde der Zugverkehr in Koblenz komplett gestoppt. Um 13.20 Uhr erklärte die Feuerwehr die zehn betroffenen Stadtteile für geräumt. Etwa zehn Minuten später begannen zwei Teams des Kampfmittelräumdienstes, parallel an der 1800 Kilogramm schweren Luftmine und der 125 Kilogramm schweren Fliegerbombe am Rheinufer zu arbeiten.

Die Bomben-Entschärfer hatten sich hinter einem Haus rund 100 Meter von den Bomben entfernt in Sicherheit gebracht. Ein Fernentschärfungsgerät werde mit einem Seil gesteuert und die Zündköpfe herausgeschraubt, erklärte Marco Ofenstein, Kolonnenführer der Räumgruppe Koblenz. "Diese Entfernung ist allerdings kein Garant dafür, dass man bei einer Detonation überlebt."

In der Luftmine stecken 1400 Kilo Sprengstoff, so Ofenstein. Bei einer Detonation würden im Umkreis von etwa 50 Metern alle Häuser unbewohnbar, Trümmer und Splitter könnten bis zu 1800 Meter weit fliegen. Doch es ging alles gut. Um 15.47 Uhr meldete der Kampfmittelbeseitigungsdienst die Entschärfung beider Bomben. Anschließend wurde noch ein Nebelfass mit giftigen Chemikalien an der Pfaffendorfer Brücke gesprengt. Nachdem die Feuerwehr keine Schadstoffe mehr nachweisen konnte, durften um etwa 16.30 Uhr alle in ihre Häuser zurück.

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