Spießrutenlauf für Bettlerinnen
Madrid · Erst betranken sie sich vor dem Champions-League-Spiel in Madrid hemmungslos. Dann provozierten holländische Fußballfans einen handfesten Skandal: Sie demütigten wehrlose rumänische Bettlerinnen.
Hunderte Fußball-Fans des niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven haben sich vor dem Champions-League-Spiel ihres Klubs bei Athletico Madrid völlig daneben benommen und damit breite Empörung ausgelöst. Die Männer machten es sich auf den Bierterrassen der historischen Plaza Mayor in der milden Sonne bequem. Der berühmte Platz ist das touristische Herz der Stadt. Dort hielten sich neben vielen Besuchern auch zahlreiche Bettler auf. Doch als sich mehrere rumänische Bettlerinnen näherten und die Fußballanhänger um Almosen baten, begann die johlende Menge, sich über die Armen lustig zu machen, sie zu erniedrigen und zu beleidigen.
Die Fans des holländischen Klubs warfen immer wieder Münzen aufs Pflaster und lachten darüber, wie die Frauen dem Kleingeld hinterherjagten und darum kämpften, eine herumrollende Münze zu erhaschen. Dann schleuderten die Fans den Bettlerinnen Brotstückchen vor die Füße - ganz so, als ob sie Vögel füttern würden. Ein Fünf-Euro-Schein wurde angezündet, und die Bittstellerinnen wurden animiert, die Flammen der brennenden Banknote mit den Fingern auszudrücken. Sogar Liegestützen mussten die Frauen machen, um sich ein paar Cents zu verdienen. Bei all dem wurden die Bettlerinnen mit lautstarkem Gegröle und Olé-Rufen angefeuert. "Sie wurden wie Tiere behandelt", berichtete ein Augenzeuge.
"Beschämend", "demütigend" und "schändlich" sei dieses Spektakel gewesen, empörten sich die spanischen Medien. Der Telegraaf aus Amsterdam bezeichnete die Aktion als "skandalös und erniedrigend". PSV-Boss Toon Gerbrands verurteilte die Vorgänge und kündigte Konsequenzen an: "Das ist einfach nur widerwärtig. Wir distanzieren uns von solch menschenverachtendem Verhalten." Falls man die Täter identifizieren könne und es sich um Dauerkarteninhaber handele, wolle man zunächst den Dialog suchen. Sollten die Betroffenen keine Einsicht zeigen, kämen auch Stadionverbote in Betracht.
Spaniens Bürgerrechtsgruppe "Plattform gegen die Intoleranz" erstattete Strafanzeige wegen eines "Deliktes gegen die Menschenwürde". Auf den Videos, die sich in den sozialen Netzwerken verbreiteten, sieht man, wie Passanten versuchten, das Schauspiel zu beenden. "Das macht man nicht", ruft zum Beispiel ein älterer Mann entsetzt in Richtung der Fanhorde.
Die Polizei schaute erst untätig zu, schritt später aber ein und beendete die Erniedrigungen. Die Beamten wählen freilich zur Entschärfung des Konflikts den leichtesten Weg: Um die öffentliche Ruhe wiederherzustellen, forderten sie die Bettlerinnen auf, den Platz zu verlassen. Ein Platzverweis für die betrunkene Fußballhorde wäre wohl schwerer durchzusetzen gewesen.