Sollten beide Familien sterben?

Ulm/Eislingen. Ein Klacken an der Tür, durch die ihr Sohn den Saal betritt, genügt. Die Mutter des wegen des Vierfachmordes von Eislingen mitangeklagten 19-Jährigen dreht sich blitzschnell um und sucht fast sehnsüchtig Blickkontakt mit ihrem Sohn. Doch der geht an Händen und Füßen gefesselt, von einem Wachmann gestützt und mit leicht gesenktem Kopf an seinen Eltern vorbei

Ulm/Eislingen. Ein Klacken an der Tür, durch die ihr Sohn den Saal betritt, genügt. Die Mutter des wegen des Vierfachmordes von Eislingen mitangeklagten 19-Jährigen dreht sich blitzschnell um und sucht fast sehnsüchtig Blickkontakt mit ihrem Sohn. Doch der geht an Händen und Füßen gefesselt, von einem Wachmann gestützt und mit leicht gesenktem Kopf an seinen Eltern vorbei. Erst als die Journalisten den Saal verlassen, weil sich der 19-Jährige nur hinter verschlossenen Türen äußern will, riskiert er einen Blick zu seinen wenige Meter entfernt sitzenden Eltern. Nur wenige Stunden vor dem Prozess war noch gemutmaßt worden, dass er gemeinsam mit dem Sohn der getöteten Familie auch seine eigenen Eltern umbringen wollte. Sein Anwalt bestreitet entsprechende Berichte. "Das halte ich für Quatsch", sagte Klaus Schulz. "Stern.de" hatte unter Berufung auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ulm berichtet, dass der Sohn der getöteten Familie dies einem Gefängnismitarbeiter erzählt habe. Demnach habe sich sein Freund von seinen Eltern alleingelassen und sich in seinem Elternhaus nicht mehr wohl gefühlt. Der Anwalt des Sohnes der getöteten Familie, Hans Steffan, sagte gestern lediglich: "Es wird viel spekuliert." Die Anklagebehörde wollte sich zu den Spekulationen nicht näher äußern. "Bei uns ist kein Ermittlungsverfahren wegen der Verabredung eines Verbrechens anhängig", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Sollte sich aber im Laufe der Hauptverhandlung der Verdacht konkretisieren, dass die Schulfreunde auch die Eltern des Älteren töten wollten, müsse geprüft werden, ob sich ein Anfangsverdacht ergebe. Die Eltern des 19-Jährigen hatten in einem Interview mit dem "Stern" vor einer Woche zugegeben, im Nachhinein Angst um ihr Leben gehabt zu haben, da die beiden Schulfreunde nach dem Vierfachmord in ihrem Haus übernachtet haben. "Wenn man zynisch wäre, könnte man sagen, die waren so gut eingeschossen, das hätte auch für uns noch gereicht", sagte die Mutter damals. Allerdings habe ihnen ihr Sohn versichert, "dass das Ganze mit uns nichts zu tun gehabt hat", fügte der Vater hinzu. Diese einst so enge Freundschaft scheint im Gerichtssaal nicht mehr zu existieren. Auch am zweiten Verhandlungstag würdigten sich die beiden Schulfreunde - zumindest als die Journalisten noch anwesend waren - keines Blickes. Der Sohn der getöteten Familie machte gestern keine Angaben. So wird es wohl noch dauern, bis klar wird, was den damals 18-Jährigen zusammen mit seinem 19-jährigen Freund dazu getrieben hat, seine Eltern und die beiden Schwestern zu töten.

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