Truman und Spinelli Für den ESC wurden sie zu „Schwestern“

Tel Aviv · In Tel Aviv gehen Carlotta Truman und Laurita Spinelli für Deutschland ins Rennen. Mit ihrem Lied „Sisters“ wollen sie für den Zusammenhalt von Frauen werben.

 Die S!sters Carlotta Truman (l.) und Laurita Spinelli bei einer Probe für den Eurovision Song Contest.

Die S!sters Carlotta Truman (l.) und Laurita Spinelli bei einer Probe für den Eurovision Song Contest.

Foto: dpa/Ilia Yefimovich

Besuch auf dem Carmel-Markt, Empfang in der Residenz der deutschen Botschafterin, Presse-Konferenzen – das Programm des deutschen Gesangsduos S!sters vor dem Finale des Eurovision Song Contest am Samstagabend in Tel Aviv ist vollgepackt. Doch die beiden zierlichen jungen Frauen aus Niedersachsen und Hessen lächeln in jede Kamera und werben unermüdlich für die Botschaft ihres Beitrags „Sister“, mit dem sie bei dem Wettbewerb am Samstag punkten wollen.

„Jede Frau auf dieser Welt ist eine Schwester“, sagte Laurita Spinelli. „Wenn Frauen auf dieser Welt noch mehr zusammenhalten, dann werden sie stärker“, sagte ihre Gesangspartnerin Carlotta Truman. Beim Halbfinale gaben sie der israelischen Moderatorin, dem Supermodel Bar Refaeli, ein Armkettchen mit der Aufschrift „S!sters“ und einem Herz.

Deutsche Fans in Tel Aviv loben das Auftreten und die Stimmen des Duos. „Die Mädels singen gut und kommen sympathisch rüber“, sagt Michael Sonneck, Präsident des Eurovision Club Germany. Mit dem Lied habe er sich erst schwer getan. Doch je länger er den Song höre, desto besser finde er ihn. Die Buchmacher sahen die beiden jungen Frauen allerdings noch am Freitag auf dem letzten Platz.

Zuerst war der Song „Sister“ da – dann kamen die S!sters. Carlotta Truman und Laurita Spinelli lernten sich erst kurz vor dem deutschen Vorentscheid kennen: Truman (19) aus Hannover, die schon im Finale von TV-Castingshows wie „Das Supertalent“ (2009) und „The Voice Kids“ (2014) stand, trat in der ZDF-Silvestershow 2017/18 am Brandenburger Tor auf. Die 26-Jährige Spinelli, die eigentlich Laura Kästel heißt, kommt aus Königsau im Kreis Bad Kreuznach und lebt inzwischen in Wiesbaden. Als Kind ersang sie sich den Sieg in der TV-Show „Kiddy Contest“ (2002), zuletzt war sie Backgroundsängerin.

Schon in ihrer ersten gemeinsamen Woche seien sie „ultrakrass“ zusammengewachsen, erzählte Carlotta Truman in einem TV-Interview des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Als ihr der Song vorgeschlagen wurde und sie gefragt worden sei, ob sie sich vorstellen könne, damit beim Vorentscheid anzutreten, habe sie im ersten Moment an eine „Fake-Mail“ geglaubt. Nach der Probeaufnahme mit ihr sei eine Duett-Partnerin gesucht worden.

„Ich wollte dann erst mal Carlotta singen hören und sie sehen – und war direkt verliebt“, erzählte Laurita Spinelli, Backgroundsängerin für Lena Meyer-Landrut, die 2010 als zweite Deutsche nach Nicole (1982) den ESC gewonnen hatte. Truman, seit Herbst vergangenen Jahres Musikstudentin in Hannover, legte ein Urlaubssemester ein, wie sie im NDR erzählte. Laurita Spinelli sagte die Tour mit Lena Meyer-Landrut „schweren Herzens“ ab.

Die deutschen Fans machen sich Sorgen um das Abschneiden der S!sters. Zu den Favoriten zählen andere Länder, etwa die Niederlande, Schweden und Russland, die erwartungsgemäß den Sprung ins Finale am Samstagabend schafften. Mit ihnen wetteifern werden unter anderem Nordmazedonien, Albanien, Aserbaidschan, Dänemark, Norwegen und Malta. Insgesamt treten 26 Länder an. Weil Deutschland zu den großen Geldgebern der Eurovision gehört, sind die S!sters automatisch für das Finale gesetzt.

In Tel Aviv wird auch US-Megastar Madonna auftreten, wie die Veranstalter bestätigten. Bis zuletzt hatte Ungewissheit geherrscht, ob es wirklich zu dem Auftritt – außer Konkurrenz – kommt. Die 60-Jährige unterzeichnete erst in letzter Minute den notwendigen Vertrag.

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