Sissi, Diva und Ikone

Wien/Berlin · Sie wurde mit den „Sissi“-Filmen berühmt, emanzipierte sich danach als Charakterdarstellerin in Frankreich und starb viel zu früh: Romy Schneider. Ihr Leben war geprägt von vielen Schicksalsschlägen. Heute würde sie 75 Jahre.

"Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand", hat sie einmal über sich selbst gesagt: Romy Schneider. Die Schauspielerin ("Sissi", "Die Dinge des Lebens", "Trio Infernal") wurde heute vor 75 Jahren in Wien geboren. Als eine der charismatischsten Stars der Filmgeschichte ist sie bis heute unvergessen. Sie starb am 29. Mai 1982 in Paris - an Herzversagen, mit nur 43 Jahren.

"Für die Deutschen war sie eine Deutsche, für die Franzosen eine Französin und für die Österreicher eine Österreicherin: Romy Schneider gehörte allen und doch niemandem", analysierte jüngst die österreichische Nachrichtenagentur APA. Zur Welt kam Schneider 1938 als Rosemarie Magdalena Albach, Tochter des österreichisch-deutschen Schauspieler-Ehepaars Wolf Albach-Retty und Magda Schneider. Nach der Trennung der Eltern verbrachte sie den Großteil der Kindheit im Haus der Mutter.

Gemeinsam mit Mama Magda drehte sie bereits 1953 ihren ersten Film: "Wenn der weiße Flieder wieder blüht". Der Durchbruch im Filmgeschäft kam dann 1955 im Alter von 17 Jahren als süße "Sissi". Als Verkörperung der österreichischen Kaiserin Elisabeth (historisch Sisi) gelangte sie mit drei Filmen zu europaweiter Bekanntheit. Der kitschig-kaiserliche Trubel wurde der jungen Aktrice jedoch bald zu viel. Einen vierten "Sissi"-Teil lehnte Schneider trotz angebotener Millionengage ab.

Im deutschen Sprachraum kämpfte Schneider immer wieder gegen das eindimensionale Bild der royalen Romy. Konservative fühlten sich provoziert von den wechselnden Beziehungen der Schneider, die nun angeblich eine deutschenfeindliche Diva geworden war. Ihre Teilnahme an der "Stern"-Aktion "Wir haben abgetrieben" 1971 schockte viele; ebenso, dass sie im Wahlkampf Willy Brandts SPD unterstützte. Nacktfotos in Magazinen und umstrittene TV-Auftritte machten sie zum Thema und Hassobjekt der Klatschpresse.

In Frankreich gelang "La Schneider" dagegen der Wandel zur gefeierten und ausgezeichneten Charakterdarstellerin. Während der Dreharbeiten zum Film "Christine" (1958), verliebte sie sich in den französischen Schauspieler Alain Delon und ging mit ihm nach Paris. Während der leidenschaftlichen Romanze lernte sie den italienischen Star-Regisseur Luchino Visconti kennen, der sie mit "Boccaccio 70" als Femme fatale inszenierte. Für seinen Film "Ludwig II" (1972) schlüpfte sie erneut in die verhasste Rolle der Kaiserin Elisabeth, jedoch unverkitscht. Im erotischen Thriller "Der Swimmingpool" (1969) feierte Schneider ihr Kino-Comeback nach zwei Jahren als Hausfrau und Mutter in Berlin.

Private Höhen und Tiefen

Überhaupt ihr Privatleben: Es war voller Höhen und Tiefen. Nach dem Ende der Beziehung mit Delon heiratete sie 1966 den deutschen Schauspieler und Theaterregisseur Harry Meyen und bekam im selben Jahr Sohn David. Nach der Scheidung ging Schneider wieder nach Frankreich. Auch ihre zweite Ehe mit dem Franzosen Daniel Biasini scheiterte. Mit ihm bekam sie 1977 eine Tochter. Sarah Biasini ist ebenfalls Schauspielerin. Mit Harry Meyens Suizid 1979 begann für Romy eine Reihe schrecklicher Schicksalsschläge: Im Mai 1981 bekam sie nach jahrelangem Tabletten- und Alkoholmissbrauch eine Niere entfernt, im Juli 1981 verunglückte ihr 14-jähriger Sohn David tödlich an einem Zaun. Nur wenige Monate später starb die Schauspielerin in der Wohnung ihres Lebensgefährten Laurent Pétin. Gemeinsam mit ihrem Sohn ist Romy Schneider in der Nähe von Paris begraben.

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