Unfalltod in Paris „Sie brauchte schnell Hilfe“ – Arzt erinnert sich an Dianas letzte Momente

Durch einen Autounfall wird Prinzessin Diana 1997 lebensgefährlich verletzt. Der Arzt, der als erster am Unfallort eintraf, ist noch immer geprägt von den Erlebnissen in der Nacht.

„Sie brauchte schnell Hilfe“ – Arzt erinnert sich an Dianas letzte Momente​
Foto: dpa/Alastair Grant

Die Frau am Boden des zertrümmerten Mercedes war bewusstlos und rang nach Luft. Der französische Arzt hatte keine Ahnung, wer sie war, und konzentrierte sich darauf, sie zu retten. 25 Jahre später ist Frederic Mailliez noch immer gezeichnet von den Geschehnissen im Alma-Tunnel in Paris am 31. August 1997 – und der Erkenntnis, dass er einer der letzten Menschen war, die Prinzessin Diana lebend gesehen haben.

„Mir ist klar, dass mein Name immer mit dieser tragischen Nacht verbunden sein wird“, sagt Mailliez, der auf dem Rückweg von einer Party an der Unfallstelle im Tunnel vorbeigekommen war. „Ich fühle mich ein bisschen verantwortlich für ihre letzten Momente.“

25 Jahre nach ihren Tod: Das Leben von Prinzessin Diana in Bildern
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Ersthelfer von Diana: “Sie brauchte schnell Hilfe“

Während Großbritannien und Diana-Fans auf der ganzen Welt am 25. Todestag der Prinzessin gedenken, erinnert sich Mailliez an die Minuten nach dem Autounfall. Bei seiner Einfahrt in den Tunnel hatte er den qualmenden Mercedes gesehen, der fast zweigeteilt war. „Ich bin auf das Wrack zugegangen“, erzählt er. „Ich habe die Tür geöffnet und hineingesehen.“

Was er sah: „Vier Menschen, zwei von ihnen offenbar tot, keine Reaktion, keine Atmung, und die anderen beiden, auf der rechten Seite, waren am Leben, aber schwer verletzt. Der Insasse vorne schrie und atmete. Er konnte ein paar Minuten warten. Und die Passagierin, die junge Frau, kniete mit gesenktem Kopf auf dem Boden des Mercedes. Sie atmete schwer. Sie brauchte schnell Hilfe.“

„Ich habe Prinzessin Diana nicht erkannt“

Der Mediziner lief zu seinem Wagen, um den Rettungsdienst zu rufen, und griff nach einer Beatmungshilfe. „Sie war bewusstlos“, sagt er. „Dank des Beatmungsbeutels hat sie sich ein kleines bisschen stabilisiert, aber sie konnte nicht sprechen.“

„Sie brauchte schnell Hilfe“ – Arzt erinnert sich an Dianas letzte Momente​
Foto: dpa/dpa-infografik GmbH

Später erfuhr Mailliez – wie der Rest der Welt – dass die Frau, die er behandelt hatte, die von Millionen Menschen verehrte britische Prinzessin war. „Ich weiß, dass es überraschend ist, aber ich habe Prinzessin Diana nicht erkannt“, sagt er. „Ich war auf dem Rücksitz des Autos und habe geholfen. Ich habe erkannt, dass sie sehr schön war, aber meine Aufmerksamkeit war so sehr darauf fokussiert, was ich tun musste, um ihr das Leben zu retten, dass ich keine Zeit hatte darüber nachzudenken, wer diese Frau war.“

„Hinter mir sagte jemand, dass die Opfer Englisch sprechen, deshalb habe ich angefangen, Englisch zu reden und gesagt, dass ich Arzt bin und einen Krankenwagen gerufen habe“, erinnert er sich. „Ich habe versucht, sie zu beruhigen.“

Prinzessin Diana: Paparazzi fotografierten Unfallort

Während des Einsatzes bemerkte Mailliez Kamerablitze von Paparazzi, die die Szene fotografierten. Britische Ermittler fanden später heraus, dass Dianas Chauffeur Henri Paul in der Unfallnacht betrunken war und mit hoher Geschwindigkeit fuhr, um Fotografen abzuhängen, die den Mercedes verfolgten.

Er könne den Paparazzi für ihr Vorgehen nach dem Unfall keinen Vorwurf machen, sagt Mailliez: „Sie haben meinen Zugang zu den Opfern nicht behindert. Ich habe sie nicht um Hilfe gebeten, aber sie haben mich nicht bei meiner Arbeit gestört.“

Rasch traf die Feuerwehr an der Unfallstelle ein, und Diana wurde in ein Pariser Krankenhaus gebracht. Dort erlag sie wenige Stunden später ihren Verletzungen. Auch ihr Begleiter Dodi Al Fayed und der Fahrer kamen ums Leben.

„Habe ich alles getan, was ich konnte, um sie zu retten?“

„Es war ein gewaltiger Schock zu erfahren, dass es Prinzessin Diana war und dass sie gestorben ist“, sagt Mailliez. Dann setzten bei ihm Selbstzweifel ein. „Habe ich alles getan, was ich konnte, um sie zu retten? Habe ich meine Arbeit richtig gemacht?“ Er habe sich bei Medizinprofessoren und Ermittlern der Polizei versichert, die ihm bestätigt hätten, dass er sein Möglichstes getan habe.

Diana ist auch heute noch eine Ikone

Der 25. Jahrestag weckt diese Erinnerungen besonders intensiv. Sie seien aber auch jedes Mal präsent, wenn er durch den Alma-Tunnel fahre, erzählt der Arzt. An der Säule, an der der Mercedes zerschellte, ist heute eine Zeichnung von Dianas Gesicht zu sehen. Das nahegelegene Monument Flamme der Freiheit ist zu einer Gedenkstätte geworden, die Diana-Bewunderer aller Generationen und Nationalitäten anzieht. Selbst für Menschen, die erst nach ihrem Tod zur Welt kamen, ist sie zu einer zeitlosen Galionsfigur der Emanzipation und Mode-Ikone geworden.

Die 16-jährige Pariserin Irinia Ouahvi, die die Flamme besucht, kennt Diana nach eigenen Worten durch Tiktok-Videos und durch ihre Mutter. „Selbst mit ihrem Stil war sie Feministin“, sagt sie. „Sie hat die königliche Etikette herausgefordert, indem sie Radlerhosen und Freizeithosen getragen hat.“

Die 16 Jahre alte Francine Rose aus den Niederlanden legt während einer Radtour in Paris einen Stopp an der Gedenkstätte ein. Sie sei durch den Diana-Film „Spencer“ mit Kristen Stewart auf die Prinzessin aufmerksam geworden, erzählt sie: „Sie ist eine Inspiration, weil sie sich in dem strengen Haushalt der Königsfamilie entfaltet hat und einfach frei sein wollte.“

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