Selbst die Ermittler sind fassungslosChristo ist jetzt Deutschlands Hunde-Held

Velbert. Nach der Rettung einer schwerverletzten Neunjährigen aus einem Kanalschacht im nordrhein-westfälischen Velbert sind die Umstände der Gewalttat völlig unklar. Auch die Motive des unbekannten Täters seien rätselhaft, sagte der Leiter der Mordkommission, Wolfgang Siegmund, gestern in Mettmann. Ein vergleichbarer Fall sei ihm aus den 20 Jahren seiner Tätigkeit nicht bekannt

Velbert. Nach der Rettung einer schwerverletzten Neunjährigen aus einem Kanalschacht im nordrhein-westfälischen Velbert sind die Umstände der Gewalttat völlig unklar. Auch die Motive des unbekannten Täters seien rätselhaft, sagte der Leiter der Mordkommission, Wolfgang Siegmund, gestern in Mettmann. Ein vergleichbarer Fall sei ihm aus den 20 Jahren seiner Tätigkeit nicht bekannt. Der Gesundheitszustand des Mädchens mit dem Namen Kassandra ist nach Angaben Siegmunds inzwischen stabil. Die Neunjährige sei in ein künstliches Koma versetzt worden.

Das Kind habe bei der Tat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten und weise mehrere Verletzungen im Bauchraum auf. Für ein mögliches Sexualdelikt gebe es derzeit keinerlei Hinweise, sagte Siegburg. Das Kind sei vollständig bekleidet gewesen. Am Morgen hatte es noch geheißen, der Gesundheitszustand des Kindes habe sich über Nacht verschlechtert.

Lebensgefahr durch Regen

Dem Ermittler zufolge hatte das Mädchen nicht nur wegen seiner Verletzungen in Lebensgefahr geschwebt. Durch starke Regenfälle sei der Wasserspiegel in dem Kanalschacht gestiegen. Wäre die durchnässte Neunjährige nicht so rasch gefunden worden, hätte sie "keine Chance gehabt".

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt nach Angaben von Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt daher wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Der Täter habe zumindestens billigend in Kauf genommen, dass das Kind sterben könnte.

Laut dem Leiter der Mordkommission wurde mittlerweile ein Jugendlicher aus dem Heimatort des Mädchens befragt, auf den mehrere Bewohner hingewiesen hätten. Ein möglicher Tatverdacht habe sich aber nicht bestätigt. Die Spurensuche sei wegen der starken Regenfälle zum Tatzeitpunkt sehr schwierig. "Wir hoffen darauf, dass das Kind bald erwacht und uns etwas sagen kann", so Siegburg.

Gullydeckel wiegt 30 Kilo

Sogar langjährige Ermittler waren gestern fassungslos. Sie gehen davon aus, dass das Kind massiv misshandelt wurde. Der Täter hatte es demnach in den Kanalschacht gestoßen und den Schacht danach verschlossen. Der Gullydeckel soll rund 30 Kilogramm wiegen. Er hätte aber ohne Werkzeug angehoben werden können. Das Mädchen befand sich wohl mehrere Stunden in dem Schacht.

Nach wie vor werden Zeugen gesucht, die das Mädchen am Montag nach 18.30 Uhr in der Nähe der Hausaufgaben-Betreuungseinrichtung "Treff 51" gesehen haben. Die Einwohner Velberts sind nach dem Vorfall in großer Sorge. Die Polizei werde daher nun verstärkte Präsenz zeigen. afp/ddpHattingen. "Plötzlich ist Christo hin und her gelaufen - da wusste ich, dass wir einen Treffer haben", erzählt Hundeführerin Birgit Oschmann. Der viereinhalbjährige Retter ist seit Dienstag Deutschlands "Hunde-Held" Nummer eins. In Velbert hatte er die neunjährige Kassandra aufgespürt, die schwer verletzt in einen Gully geworfen worden war.

Christo ist einer Hunde aus der Staffel des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) Ruhr-Hattingen. Die Staffel ist rund um die Uhr in Einsatzbereitschaft. Gegen 0.30 Uhr trafen "Christo" und seine 49 Jahre alte Besitzerin am Einsatzort ein. Schon nach einer Viertelstunde schlug der schwarzbraune Vierbeiner an einem Kanaldeckel an. Oschmann alarmierte sofort Einsatzkräfte der Feuerwehr, die den Deckel öffneten und in etwa 1,50 Meter Tiefe die Neunjährige bewusstlos fanden. "Im ersten Moment war ich einfach erleichtert, dass das Mädchen lebte", berichtet die Hundeführerin. "Und dass Christo so gut gearbeitet hat."

Für Christo war es bereits der achte Einsatz. Nach seinem ersten Erfolg bekam der einem Schäferhund ähnelnde Australian Cattle Dog erst einmal ein Leckerchen als Belohnung. Oschmann: "Das ist wichtig. Der Hund soll wissen, dass er alles richtig gemacht hat." dpa

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