Kalifornien Am Unabhängigkeitstag bebt die Erde

Los Angeles · Ein Beben der Stärke 6,4 erschüttert den Süden Kaliforniens, während das ganze Land den 4. Juli feiert. Es ist der schwerste Erdstoß seit langer Zeit.

 Die Kleinstadt Ridgecrest traf es hart, so etwa dieses Wohnmobil.

Die Kleinstadt Ridgecrest traf es hart, so etwa dieses Wohnmobil.

Foto: dpa/Matt Hartman

(dpa/ap) Das schwerste Erdbeben seit 20 Jahren hat den Süden Kaliforniens erschüttert. Nach Angaben der Erdbebenwarte USGS hatte es am Donnerstag in einer Wüstenregion über 200 Kilometer nordöstlich von Los Angeles eine Stärke von 6,4. Experten warnten vor Nachbeben

Millionen Menschen von Sacramento im Norden Kaliforniens bis San Diego und von Los Angeles bis nach Las Vegas im Wüstenstaat Nevada sowie an der Nordgrenze Mexikos konnten den Erdstoß spüren. Die Kleinstadt Ridgecrest nahe dem Death-Valley-Nationalpark war am stärksten betroffen. In der 28 000-Einwohner-Stadt gab es mehrere Verletzte, zudem mehrere Brände. Nach Angaben der Behörden im Bezirk Kern County trafen etliche Notrufe ein. In Geschäften stürzten Regale um, Häuser wurden beschädigt, in Straßen taten sich Risse auf. Ein Krankenhaus wurde evakuiert. Ridgecrests Bürgermeisterin Peggy Breeden sagte dem Sender CNN, sie habe den Notstand ausgerufen.

Zuletzt hatte es 1999 ein größeres Beben in in der dünn besiedelten Mojave-Wüste im Süden Kaliforniens gegeben. Der Erdstoß der Stärke 7,1 richtete damals kaum Schäden an. Ein heftiges Erdbeben in L.A. mit tödlichen Folgen liegt gut 25 Jahre zurück. Bei dem Northridge-Beben im Januar 1994 mit einer Stärke von 6,7 starben 57 Menschen.

Der jüngste Erdstoß am 4. Juli – dem Unabhängigkeitstag der USA – richtete in Los Angeles keine Schäden an, schreckte aber die Einwohner auf. „Das war ein großes“, schrieb die Sängerin Lana Del Rey kurz nach dem Beben am Nationalfeiertag auf Twitter. Auch Popstar Mariah Carey war betroffen. „Ich komme aus New York, ich kann damit nicht umgehen“, klagte die Sängerin auf Twitter. Sie habe ihr ganzes Leben in Los Angeles verbracht – und dies sei der längste Erdstoß gewesen, den sie je gespürt habe, schrieb Regisseurin Ava DuVernay. Zum ersten Mal habe sie gedacht, dies könnte „The Big One“ sein – ein gefürchtetes Großbeben, das Seismologen Kalifornien seit Längerem vorhersagen. Der Comedian Trevor Noah twitterte: „Dieses Erdbeben war kein Spaß.“ US-Präsident Donald Trump teilte bei Twitter mit, er sei über das Erdbeben informiert worden. „Alles scheint sehr gut unter Kontrolle zu sein!“

Der US-Westküstenstaat gilt als sehr anfällig für Erdbeben: Auf einer Länge von knapp 1300 Kilometern zieht sich der San-Andreas-Graben durch Kalifornien. An der tiefreichenden Störung in der Erdkruste schiebt sich die pazifische Platte nach Nordwesten und reibt sich am nordamerikanischen Kontinent. Dabei bauen sich gewaltige Spannungen in der Erdkruste auf, die sich in Erdbeben entladen können.

 Mancherorts in Südkalifornien riss die Straßendecke auf.

Mancherorts in Südkalifornien riss die Straßendecke auf.

Foto: dpa/Matt Hartman
 Im Wüstenort Trona ließ das Beben eine Wasserleitung platzen.

Im Wüstenort Trona ließ das Beben eine Wasserleitung platzen.

Foto: dpa/Matt Hartman
 In diesem Laden in Ridgecrest stürzten die Waren aus den Regalen.

In diesem Laden in Ridgecrest stürzten die Waren aus den Regalen.

Foto: dpa/Adam Graehl

Das Beben am Donnerstag ereignete sich auf einer Verwerfung rund 150 Kilometer nordöstlich des San-Andreas-Grabens. In den vergangenen 40 Jahren habe es in dieser Region acht weitere Male mit einer Stärke von mehr als 5 gebebt, hieß es.

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