Schönheit am Schulpult

Rust · Eine Lehrerin lächelt sich zum Sieg: Die 26-jährige Lena Bröder unterrichtete bisher katholische Religion. Als „Miss Germany“ ist sie die schönste Frau der Republik. Sie sieht sich als Vorbild für junge Frauen.

Die Freudenträne zum Sieg wischt sich Lena Bröder in Sekundenschnelle weg. "Es sollen ja schöne Fotos werden", sagt die 26-Jährige und tritt vor die Fotografen. Vor Publikum steht die junge Frau aus Nordwalde bei Münster regelmäßig. Sie ist Lehrerin und unterrichtet an einer Gemeinschaftsschule. "Dass ich Applaus bekomme, ist da aber selten", sagt sie. Als Schönheitskönigin ist ihr dieser heute sicher: Die Pädagogin ist neue "Miss Germany " - und damit für ein Jahr offiziell die schönste Frau der Republik .

Das Schaulaufen auf Stöckelschuhen in der Nacht zum Sonntag im Europa-Park in Rust entscheidet Bröder für sich. Sie setzt sich gegen 23 Konkurrentinnen aus ganz Deutschland durch. Und präsentiert sich, wie alle Finalistinnen, im Abendkleid und in Bademode. Die amtierende Miss Saarland, Sina Marx aus Türkismühle, konnte die Jury nicht von sich überzeugen und landete nicht auf einem der vorderen Plätze.

"Ich unterrichte Deutschlands Zukunft", sagt Siegerin Lena Bröder. Die junge Frau mit den langen braunen Haaren und braunen Augen lehrt seit einem Jahr an einer Gemeinschaftsschule bei Münster Hauswirtschaft und katholische Religion. Mit dem Sieg im Schönheitswettbewerb erfüllt sich die 26-Jährige einen Traum. Seit 2009 nimmt sie regelmäßig an Misswahlen teil - 30 Mal hat sie es in sechs Jahren versucht, 16 Mal davon holte sie einen Titel, wurde "Miss Goslar" oder "Miss Westdeutschland". Jetzt ist sie am Ziel. "Ich denke, ich bin ein Vorbild für junge Mädchen, dass man an seine Ziele glauben und dafür kämpfen muss, auch wenn es mal gerade nicht so gut läuft", meint sie. "Ich zeige, dass ich eine Kämpferin bin und dass sich Ehrgeiz lohnt."

Ihre Schüler werden auf sie nun erst einmal verzichten müssen. Für die einjährige Amtszeit als Schönheitskönigin lässt sich Bröder beurlauben. Und verschiebt ihre Beamtenkarriere. Im September wollte sie ihr zweites Staatsexamen machen. Das muss jetzt erst mal warten. Nach Angaben der Organisatoren ist es das erste Mal in der 89-jährigen Geschichte des Wettbewerbs, dass eine Lehrerin siegt. Bislang waren es meist Studentinnen, Schülerinnen und Angestellte, die den Titel holten.

"Es ist das Gesamtpaket, das entscheidet", meint der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach , der bei dem Schönheitswettbewerb in der Jury sitzt: "Es zählen Haltung, Charakter, Humor, Charisma und Wortwitz." Und natürlich das Aussehen. "Das ist top. Sie ist eine klassische Schönheit", urteilt Schönheitschirurg Werner Mang , als er in der Jury unter anderem neben Musikproduzent Ralph Siegel , Schauspielerin Tina Ruland und TV-Darstellerin Natascha Ochsenknecht seine Stimme abgibt.

Bröder erhielt für ihren Sieg neben der Krone unter anderem einen Sportwagen, Schmuck, Reisen und Kleider. Zudem wird sie Deutschland bei der Wahl zur "Miss Earth" im Herbst auf den Philippinen vertreten. Auch über ihre Religion spricht die Pädagogin, die in Göttingen geboren und aufgewachsen ist und an der Universität Kassel Arbeitslehre und katholische Theologie studiert hat. "Ich bin kirchlich geprägt und erzogen worden, war bei den Sternsingern ebenso wie bei den Pfadfindern." Jeder müsse aber selbst entscheiden, wie er zu religiösen Themen stehe. "Ich versuche, meinen Schülern einen Weg zu zeigen. Ob sie dafür offen sind oder nicht, ist allein ihre Sache. Ich kann beides gut akzeptieren." Sie persönlich habe im christlichen Glauben "ein Fundament, das mich im Leben trägt".

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