Vier Tote, mehrere Verletzte Schock nach Porsche-Unfall in Berlin

Berlin · Vier arglose Menschen auf einem Gehweg sterben, als ein Auto mitten in der Hauptstadt von der Straße abkommt. Am Tag danach ist das Entsetzen groß – und noch viele Fragen sind offen.

  Mahnwache: Viele Berliner haben am Wochenende der Unfallopfer vom Freitagabend gedacht.

Mahnwache: Viele Berliner haben am Wochenende der Unfallopfer vom Freitagabend gedacht.

Foto: dpa/Paul Zinken

Hastig nur legt die Frau ihre Blumen vor den abgeknickten Ampelmast. Zu viele Augen ruhen auf der Gehwegstelle, wo schon Rosen und Sonnenblumen liegen. Stunden zuvor hat hier ein Geländewagen vier Menschen in den Tod gerissen, darunter ein Kleinkind. Die Frau geht weiter, setzt sich in einen Hauseingang, stützt den Kopf in die Hände und weint.

Trauer und Fassungslosigkeit herrschen am Samstag in Berlin. Wie konnte das passieren? Warum kam der Porsche von der Straße ab?

Björn Möller ist an diesem Morgen wiedergekommen. Er war Zeuge des Unfalls am Freitagabend. Es habe einen lauten Knall gegeben und als er hinsah, habe er das SUV gesehen. SUV steht für Sport Utility Vehicle (Geländelimousine).

Der Wagen habe den Ampelmast abgeknickt und sei dann über den Gehweg geflogen. „Wie über eine Sprungschanze, es sah aus wie im Film“, sagt Möller. Die Fußgänger, die an der Ampel im Weg standen, habe das Auto mitgerissen.

Wie genau alles ablief, ist noch unklar. Eine offizielle Darstellung des Unfalls gibt es bislang nicht. Die Polizei wertete am Samstag noch die Spuren aus.

Passanten erzählen, der Wagen sei an der roten Ampel ausgeschert und habe die wartenden Autos mit hohem Tempo überholt. „Alle sagen 80 plus“, meint Möller. Bremsspuren sind nicht zu erkennen.

Grabkerzen stehen nun an dem Ampelmast. Das Unfallauto ist nur noch ein Zwei-Tonnen-Riese aus zerquetschtem Metall. Völlig demoliert kam es am Freitagabend auf dem verwilderten Baugrundstück hinter der Ampel zum Stehen. Auf dem Weg dorthin hat es sich offenbar gedreht. Den Hilfskräften, die im Großaufgebot zum Unfallort kamen, bot sich ein Bild des Schreckens: vier sehr schwer verletzte Menschen vor einem schwarzen Autowrack. Die Versuche, sie zu reanimieren, blieben erfolglos. Überlebt hat die Mutter des getöteten Kleinkindes. Sie hatte ein weiteres Kind dabei, das nicht weiter verletzt wurde, wie ein Feuerwehrsprecher sagte.

Der Fahrer des Wagens kam schwer verletzt ins Krankenhaus, ebenso zwei weitere Menschen – vermutlich auch Insassen des Unfallwagens. Polizei und Feuerwehr suchten in der Nacht zwei Stunden nach dem Unfall noch mit Wärmebildkameras nach Betroffenen.

Nico Müller hat seinen Frisörladen nahe der Straßenecke. Schon vor zwei Jahren habe es dort einen schweren Unfall gegeben, sagt er, ein Auto sei in einen Laden gefahren. „Die Leute rasen hier wie die Irren.“ Eine Tempo-30-Zone sei dringend nötig. Die Tram, die Autos, Fahrräder, Tretroller: „Das ist zu viel für diese Straße.“

Eine Rekonstruktion soll nun helfen, zu verstehen, was am Freitagabend geschah. Bis tief in den Abend waren Sachverständige an der Unfallstelle und vermaßen im grellen Scheinwerferlicht Unfallspuren auf der Straße, während ein Kran vorfuhr, um das Autowrack zu bergen.

 Das komplett zerstörte SUV-Wrack hängt am Abschleppwagen – und den Augenzeugen sitzt der Schock in den Knochen.

Das komplett zerstörte SUV-Wrack hängt am Abschleppwagen – und den Augenzeugen sitzt der Schock in den Knochen.

Foto: dpa/Paul Zinken
  Ein Junge bringt Blumen zu der Stelle, an der vier Menschen starben. 

Ein Junge bringt Blumen zu der Stelle, an der vier Menschen starben. 

Foto: dpa/Paul Zinken

Den ganzen Tag über kamen am Samstag Menschen zur Unfallstelle, hielten inne, diskutierten, machten Fotos. Am Abend war eine Mahnwache geplant – initiiert haben sie Interessenverbände, die gegen schwere SUV im Stadtverkehr argumentieren, jener Mischung aus Limousine und Geländewagen. Die evangelische Kirchengemeinde am Weinberg lud zu einer Gedenkandacht.

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