Rutschfrei Radfahren im Winter

Den Haag · Die Niederlande will das Radfahren vereinfachen. Unter anderem könnten künftig beheizte Strecken eine rutschfreie Fahrt bei Schnee ermöglichen. Wartezeiten sollen durch spezielle Ampeln verringert werden.

Wenn der erste Schnee fällt, bleiben 50 Meter Weg in Wageningen eisfrei: In der niederländischen Stadt wird ein Radweg mit Heizung getestet. Die Fahrbahn hält eine Temperatur von fünf Grad Celsius - genug, um kein Eis entstehen zu lassen.

Die Platten ähneln einem normalen Radweg, die Heizung funktioniert nach Angaben der Gemeinde Wageningen klimaneutral: Unter der Betondecke liegen Röhren, durch die eine wärmespeichernde Flüssigkeit gepumpt wird. Im Sommer heizt die Sonne die Platten auf, die Flüssigkeit wird in rund 150 Meter Tiefe geleitet. Im Winter wird sie in die andere Richtung gepumpt. Je nach Örtlichkeit kann auch die Abwärme von nahe gelegenen Fabriken oder Abwasserleitungen verwendet werden. Sensoren messen, wie kalt und feucht es ist und schalten das System automatisch an und aus.

"Ausgangspunkt war, dass Straßen bei Schnee und Frost Priorität haben und Radwege erst später drankommen", sagt Job van Roekel, Geschäftsführer der Firma "Easypath", die das Konzept entwickelt hat. Durch die Heiz-Elemente bleiben Radwege, aber auch Eingänge von Altenheimen das ganze Jahr über befahrbar. Außerdem könnte damit der Einsatz von Salz vermindert werden, das schädlich ist für die Umwelt. Die Heizungen werden wohl nur an besonderen Stellen eingesetzt, sagt van Roekel. Zum Beispiel auf schmalen Wegen, an Steigungen oder in Unterführungen, wo Räumfahrzeuge nicht hinkommen. Je nach örtlicher Gegebenheit ist der "Thermopath" etwa doppelt so teuer wie ein normaler Radweg. Die Reaktionen auf das Pilotprojekt in Wageningen seien positiv, sagt van Roekel. Der Test läuft seit 2014. Sieben Provinzen in den Niederlanden hätten bereits Interesse gezeigt.

In keinem Land mit einem vergleichbaren Wohlstandsniveau ist das Fahrrad ein so wichtiges Fortbewegungsmittel. Ein Viertel aller Fahrten wird in den Niederlanden mit dem Fahrrad zurückgelegt.

In der Stadt Utrecht haben Wissenschaftler im November eine grüne Welle für Fahrradfahrer erprobt: Am Boden entlang des Weges leuchten LED-Lämpchen. Wer der Geschwindigkeit des Lichts folgt, muss nicht an einer roten Ampel warten und absteigen. In Groningen wurde eine Ampel-Schaltung erprobt, die bei Regen Fahrradfahrern schneller und häufiger grünes Licht gibt. Eine weitere Innovation ist ein Solar-Radweg, bei dem in die Oberfläche der Wegplatten Solarmodule eingelassen sind. Das macht Sinn: 35 000 Kilometer Radwege gibt es in den Niederlanden. "Die Oberfläche von Wegen und Straßen ist größer als die der Hausdächer", erklärt Sten de Wit vom Konsortium "SolarRoad". Mit Solar-Wegen könne man umweltfreundlich Strom produzieren und müsse dafür keine unbebaute Oberfläche verbrauchen.

Der erste 70 Meter lange Solar-Radweg liegt seit einem Jahr in Krommenie nördlich von Amsterdam. Eine Beschichtung sorgt dafür, dass Radfahrer nicht rutschen. Seitdem hat der Weg 9800 Kilowattstunden erzeugt und damit genug Strom, um drei Haushalte zu versorgen. Im kommenden Jahr soll die Strecke um 20 Meter verlängert werden.

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