Rendezvous im All

Darmstadt · Als erstes Raumfahrzeug überhaupt ist die Sonde „Rosetta“ in die Umlaufbahn eines Kometen eingeschwenkt. Dieses Treffen soll der Auftakt zu einer engen Beziehung werden. Wenn alles klappt, kommt es im November sogar zum ersten Kuss.

Für ihr Rendezvous mit "Tschuri" musste "Rosetta" einiges auf sich nehmen: Zehn Jahre, fünf Monate und vier Tage flog die Raumsonde durchs All, umkreiste die Sonne fünfmal und legte insgesamt rund 6,4 Milliarden Kilometer zurück. Gestern war es dann endlich soweit: Um 11.30 Uhr funkte sie ein Signal ins Satellitenkontrollzentrum Esoc in Darmstadt , dass sie erfolgreich in die Umlaufbahn des Kometen eingetreten sei, der wissenschaftlich korrekt "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" heißt.

"Wir sind da", freute sich der Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtorganisation Esa, Jean-Jacques Dordain. "Europas Rosetta ist jetzt das erste Raumschiff der Geschichte, das einen Kometen trifft, ein außerordentlicher Höhepunkt bei der Erforschung unserer Ursprünge. Die Entdeckungen können beginnen."

Kometen , die hauptsächlich aus Staub und Eis bestehen, sind die wohl ältesten weitgehend unveränderten Reste der gigantischen Staubscheibe, aus der vor 4,6 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstand. Mit der Erforschung des drei mal fünf Kilometer großen "Tschuri" will die Esa darüber genauere Erkenntnisse gewinnen. Insgesamt 17 Nationen sind an der Mission beteiligt, die rund eine Milliarde Euro kostet. Deutschland trägt dazu knapp 300 Millionen Euro bei.

404 Millionen Kilometer ist die Raumsonde nun von der Erde entfernt, das entspricht fast der dreifachen Entfernung der Erde zur Sonne. Bis Oktober soll sie in einer Höhe von etwa 100 Kilometern den Kometen umkreisen und einen passenden Landeplatz für die knapp einen Kubikmeter große Landeeinheit "Philae" finden. Für den 14. November ist dann der heikelste Teil der Mission geplant: die erste Landung auf einem Kometen überhaupt.

"Das war heute der entscheidende Schritt", sagte Johann-Dietrich Wörner, Vorstandschef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR ). Der Landung selbst sieht er gelassen entgegen. Schließlich wird der Lander vom DLR-Kontrollzentrum in Köln gesteuert. Den Vorgang selbst bezeichnete Wörner als "einen Kometen küssen". Problematisch sei dabei die geringe Anziehungskraft des Kometen . Dass "Philae" bei der Landung weggeschleudert wird, sollen Widerhaken verhindern. "Der Lander muss sich beim Kuss also regelrecht festsaugen", erklärte Wörner.

Vom "Anfang einer engen Beziehung" sprach das DLR gestern. Dabei war es keine Liebe auf den ersten Blick. Ziel der "Rosetta"-Mission war ursprünglich der Komet "46P/Wirtanen". Dieser sollte von 2011 an von einem Orbiter und direkt von der Oberfläche aus untersucht werden. Probleme beim "Ariane 5 "-Programm machten einen Start der Sonde 2003 jedoch unmöglich. Als Alternative wurde dann der 1969 entdeckte "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" gewählt.

Schon während des Anflugs hatte es allerdings die ersten Überraschungen gegeben, die gestern in Darmstadt mit gestochen scharfen Fotos des Kometen belegt wurden: Statt eines kartoffelförmigen Körpers erwartet "Rosetta" ein Gebilde, das einem Quietsche-Entchen mit Kopf und Körper ähnelt.

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