Wien/Rom Das große Hoffen auf den Startschuss im Juni
Wien/Rom · Ob ans Meer in Spanien oder Griechenland oder in die österreichischen Berge: Hält der Rückgang bei den Corona-Infektionszahlen an, könnten in Europa viele Grenzen ab 15. Juni wieder offen sein. Urlauber und Tourismusbranche atmen vorsichtig auf.
Die Reisefreiheit innerhalb der EU soll schrittweise zurückkehren. Die Bundesregierung bereitet derzeit ein Ende der weltweiten Reisewarnung für Touristen ab dem 15. Juni für 31 europäische Staaten vor, wenn die Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt. Die Warnung soll laut Plan durch individuelle Reisehinweise ersetzt werden, die für jedes einzelne Land Risiken aufzeigen. Neben den 26 Partnerländern Deutschlands in der Europäischen Union gehören dazu das aus der EU ausgetretene Großbritannien und die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengenraums, die nicht Mitglied in der EU sind: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Ob der Sommerurlaub stattfindet, dürfte aber auch an den Regelungen der Länder selbst hängen. Ein Überblick:
Österreich: Wer am 15. Juni nach Österreich reist, dürfte nach aktuellem Stand schon recht viel vom bekannten Urlaubserlebnis der Vorjahre mitbekommen. Die Gastronomie hat ihren Neustart bereits vollzogen, auch wenn einige Wirte mit den Umsätzen noch nicht zufrieden sind. Die Hotellerie folgt nun am Freitag. Zudem dürfen sämtliche Freizeiteinrichtungen wieder öffnen und auch Kulturveranstaltungen sind mit etwas Vorsicht wieder erlaubt.
Italien: Die italienische Regierung und regionale Politiker werben derzeit stark um deutsche Urlauber, da sie den Großteil der Besucher ausmachen. Ab 3. Juni soll die Einreise für EU-Bürger wieder möglich sein – ohne danach in Quarantäne zu müssen. Südtirol buhlt schon kräftig um Urlauber vor allem aus Bayern. Landeshauptmann Arno Kompatscher will Touristen sogar Gratis-Corona-Tests anbieten.
Schweiz: Wandern und Wellness ja, Festivals und Konzerte nein: In der Schweiz sind Großveranstaltungen wie das Festival der klassischen Musik in Luzern und das Jazz-Festival in Montreux diesen Sommer zwar abgesagt. Aber Wirte und Hoteliers haben die Ärmel hochgekrempelt, um Gäste ab dem 15. Juni zu begrüßen – alles mit Hygiene- und Sicherheitskonzepten.
Frankreich: Nach der Vorstellung der Regierung sollen die Menschen in Frankreich diesen Sommer vor allem heimische Touristenziele anpeilen. Derzeit sei ein Urlaub im Ausland nicht zu empfehlen, so Außenminister Jean-Yves Le Drian. Bis Ende Juni soll ein Großteil der Touristenziele in Frankreich wieder öffnen. Einige Strände sind bereits wieder zugänglich – allerdings gelten dort strenge Regeln. Cafés und Restaurants in Frankreich können eventuell ab dem 2. Juni in den Regionen wieder öffnen, in denen das Virus weniger verbreitet ist.
Spanien: Nach langer Ungewissheit können Spanien-Freunde endlich mit der Planung des Sommerurlaubs auf Mallorca, an der Costa del Sol oder an der Costa Blanca beginnen. Am Wochenende teilte Ministerpräsident Pedro Sánchez mit, sein Land werde im Juli die Grenzen für ausländische Touristen öffnen. Zudem wird am 1. Juli auch die zweiwöchige Zwangsquarantäne für alle Einreisenden wieder aufgehoben.
Portugal: Das Land will sich schrittweise wieder für ausländischen Tourismus öffnen. Der Hotelverband AHP teilte zuletzt mit, dass Mitte Juli die meisten Hotels wieder offen sein könnten.
Griechenland: Athen hat angekündigt, den Tourismus aus dem Ausland neu starten zu wollen. Bis 31. Mai soll der griechische Pandemie-Krisenstab die Liste der Länder bekanntgeben, aus denen Touristen anreisen können, ohne in eine zweiwöchige Quarantäne zu müssen. Zunächst werde es am 15. Juni Flüge aus dem Ausland nur nach Athen geben. Ab dem 1. Juli sollen auch alle Regionalflughäfen für Auslands-Flüge geöffnet werden.
Niederlande: Der Holland-Urlaub wird wieder möglich. Schon jetzt öffnen stufenweise Bungalowparks ihre Tore, und es werden auch wieder Ferienwohnungen vermietet. Ab dem 1. Juli sollen dann alle Campingplätze und Ferienparks wieder ganz geöffnet werden. Restaurants, Cafés, Strandpavillons und Kneipen dürfen jeweils maximal 30 Gäste bewirten. Ab Juli sind dann bis zu 100 Gäste erlaubt.
Belgien: Belgien kontrolliert nach wie vor seine Grenzen. Dies gilt auch für die Grenzübergänge zur deutschsprachigen Gemeinschaft im Osten des Landes. Alle nicht zwingend notwendigen Einreisen in das Land sind verboten, gleiches gilt für Reisen ins Ausland.
Dänemark: Als eines der ersten Länder Europas hatte Dänemark im Kampf gegen Corona am 14. März seine Grenzen dichtgemacht. Touristen und andere Ausländer ohne konkreten Einreisegrund kommen seitdem nicht mehr ins Land. Spätestens am 29. Mai will die dänische Regierung nun einen Plan „für eine kontrollierte und schrittweise Wiedereröffnung des Sommertourismus“ präsentieren. Wer als Deutscher ein Sommerhaus in Dänemark besitzt oder seinen Partner in dem Land besuchen will, darf bereits wieder einreisen.
Schweden: Von den dänischen Entwicklungen dürften auch die Reisen vieler Schweden-Urlauber abhängen. Denn wer mit dem Auto nach Schweden reisen möchte, der fährt in der Regel über Dänemark. Eine Alternative kann die Anreise per Fähre etwa von Kiel, Rostock oder Travemünde sein, die Strecken werden weiterhin befahren. Darüber hinaus besteht in Schweden bis vorläufig zum 15. Juni ein Einreiseverbot – dies gilt jedoch nicht für Länder der EU.
Norwegen: Mit einem Sommerurlaub in den norwegischen Fjorden dürfte es nach jetzigem Stand schwierig werden. Die norwegischen Grenzen sind für Ausländer ohne konkreten Grund seit über zwei Monaten dicht. Ein Einreiseverbot besteht bis zum 20. August.
Island: Die stark vom Tourismus abhängige Insel im Nordatlantik plant, ihre Beschränkungen für internationale Reisende bis zum 15. Juni zu lockern. Bislang muss jeder für zwei Wochen in Quarantäne, der nach Island kommt.
Türkei: Die Türkei hofft ab Mitte Juni wieder auf Touristen und bereitet Flughäfen, Strände und Hotels entsprechend vor. Internationale Flüge der halbstaatlichen Gesellschaft Turkish Airlines soll es ab dem 10. Juni wieder geben, Inlandsflüge schon ab dem 4. Juni.
Zypern: Das Land will stufenweise seinen Tourismus aus dem Ausland ab dem 1. Juli starten. Noch aber sind Details nicht bekannt. Nikosia führt zurzeit Verhandlungen mit Israel und Griechenland über eine baldige Wiederaufnahme der Flüge für Urlauber.
Polen: Das Land hält bis zum 12. Juni an Kontrollen an seinen Grenzen zu anderen EU-Ländern fest. Ausländer dürfen nicht rein. Seit dem 4. Mai sind indes Hotels und Einkaufszentren wieder geöffnet. Auch Restaurants und Cafés dürfen wieder Gäste bewirten.