Ratten machen sich am Louvre breit

Paris · Ratten bevölkern am helllichten Tag die Gärten vor dem Pariser Louvre. Die Nager leben vor allem von den Essenresten der Touristen, die vor dem weltberühmten Museum picknicken.

Mona Lisa, Venus von Milo und Spitzenklöpplerin: Für diese Kunstwerke ist der Pariser Louvre bekannt. Momentan macht das weltberühmte Museum allerdings ganz andere Schlagzeilen. In den Gärten vor dem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert haben sich Ratten breit gemacht. Hunderte sollen es sein, die das Gebüsch rund um die Tuilerien bevölkern.

Zeitungen und Fernsehen zeigen Bilder der Nager, die am helllichten Tag Essensreste verspeisen und auch noch von Kindern gefüttert werden. Vom "Ratatouille"-Effekt sprechen die Spezialisten, die sich mit der Vernichtung der rund sechs Millionen Ratten von Paris befassen. "Der Animationsfilm hat diesen Nagern ein sympathischeres Image beschert. Es gibt inzwischen Leute, die eine Ratte süß finden", zitiert die Zeitung "Le Parisien" gestern einen professionellen Rattenvernichter.

"Die Leute werfen Sandwich-Reste, Kuchenstücke auf den Boden. Das zieht sie natürlich an", bemerkt sein Kollege. "Ich habe schon welche gesehen, die 30 Zentimeter groß waren." Schon dreimal schickte die Pariser Stadtverwaltung in den vergangenen Wochen die Rattenjäger los, um der Plage Einhalt zu gebieten. In der Metro oder an den Ufern der Seine sind die Nager häufig zu sehen. Doch vor einer Sehenswürdigkeit wie dem Louvre , den jedes Jahr fünf Millionen Menschen besuchen, waren die Tiere bisher selten - vor allem tagsüber. Das Image von Paris , der mit knapp 30 Millionen Touristen meist besuchten Stadt der Welt, könnte unter der Plage leiden.

"Das ist ganz schön eklig, denn hier spielen ja auch Kinder und Ratten sind Krankheitsüberträger ", sagt die 17-jährige Berlinerin Janina, die eine Woche in Paris Urlaub macht. "Ich würde mich hier zwar noch auf eine Bank setzen, aber nicht mehr picknicken." Doch jüngere Besucher der Stadt scheinen die lebendige Version von "Rémy", der kochenden Ratte aus dem Film "Ratatouille" , zu lieben. Kein Wunder, denn im Disneyland in Marne-la-Vallée bei Paris gibt es seit gut zwei Wochen als neue Attraktion "Ratatouille". Auf Rattengröße können die Besucher da im Ratmobil durch die Welt des vierbeinigen Feinschmeckers fahren und in Rémys Restaurant essen. Eine richtige Ratte ist nach dem Besuch in der künstlichen Rattenwelt nichts Besonderes mehr.

Die Zahl der Nager ist in Paris allerdings seit Jahren stabil. Auch dieses Jahr haben die auf Rattenvernichtung spezialisierten Unternehmen nicht mehr Anrufe als sonst bekommen, um gegen die ungeliebten grauen Mitbewohner der alten Pariser Häuser vorzugehen. Doch im Gegensatz zu früheren Jahren zeigen sich die Tiere dieses Jahr offener. Experten machen dafür den milden Winter, die Unwetter der vergangenen Wochen und Bauarbeiten verantwortlich, die wie am Louvre die Ratten aus ihrem eigentlichen Lebensraum vertreiben. Auch am Pariser Bahnhof Saint-Lazare herrschte vor sechs Jahren auch eine Rattenplage, als dort gebaut wurde. Eine groß angelegte Vernichtungsaktion machte den Nagern dort aber nach ein paar Wochen ein Ende.

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