Ratten, die zu Helden werden

Kapstadt. Ratten als Lebensretter: Unter diesem Motto züchtet und trainiert die belgische Organisation Apopo seit 15 Jahren Ratten für den Einsatz in Katastrophengebieten. Die Nagetiere erschnüffeln Landminen und helfen dabei, das Land wieder für die Bevölkerung nutzbar zu machen

Die Ratten werden in Trainingslagern ausgebildet. Foto: Apopo

Kapstadt. Ratten als Lebensretter: Unter diesem Motto züchtet und trainiert die belgische Organisation Apopo seit 15 Jahren Ratten für den Einsatz in Katastrophengebieten. Die Nagetiere erschnüffeln Landminen und helfen dabei, das Land wieder für die Bevölkerung nutzbar zu machen. "Die Menschen in kontaminierten Gebieten leben in ständiger Furcht um Leben und Gliedmaßen", sagt Bina Emanvel, Sprecherin von Apopo, anlässlich des Welttags gegen Landminen, der heute begangen wird. Besonders in ehemaligen Kriegsgebieten Afrikas und Asiens bildeten die Landminen eine Barriere für Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum. Mancherorts sei etwa der Zugang zu Wasser und Feldern abgeschnitten.

Laut den Vereinten Nationen sterben jedes Jahr 15 000 Menschen an Landminen. Bei 80 Prozent der Opfer handelt es sich um Zivilisten. Apopo hat sich auf die Minenräumung mit Hilfe von Ratten spezialisiert. Derzeit sind die sogenannten "Hero Rats" in Angola, Mosambik, Kambodscha und Thailand unterwegs. Die Nager bringen alle wichtigen Voraussetzungen für den Einsatz mit. "Ratten haben einen der sensibelsten Geruchssinne. Wir trainieren Afrikanische Hamsterratten. Diese Art ist intelligent, relativ ruhig und gut trainierbar", sagt Bina Emanvele.

Die Tiere werden an ein Seil gebunden und über ein Minenfeld geschickt. Anders als Hunde lösen die knapp ein Kilo schweren Ratten keine Explosion aus, wenn sie eine Mine durch Kratzen und Schaben anzeigen. Ausgebildet werden die Minenratten in Tansania. Am Campus der Universität Sokoine befinden sich ein Forschungslabor, eine Zuchtstation und das Trainingslager, in dem die Tiere unter praxisnahen Bedingungen aufwachsen. Einen Monat nach der Geburt werden die Ratten an den Geruch des Sprengstoffs TNT gewöhnt und lernen, diesen von anderen Gerüchen zu unterscheiden.

Der Erfolg gibt den Nagern und ihren Ausbildern recht. "Die Ratten haben ausgezeichnete Fähigkeiten beim Aufspüren von Minen bewiesen", sagt Bina Emanvele. In der Provinz Gaza im Südosten Mosambiks hätten die Tiere und ihre Trainer die betroffene Region so schnell von Minen gesäubert, dass sie ein Jahr vor der von der Regierung gesetzten Frist fertig wurden. Derzeit schnüffeln noch 54 Ratten im afrikanischen Staat nach Minen, die als Relikte des jahrzehntelangen Bürgerkriegs im Boden liegen. Bis heute konnte Apopo allein in Mosambik rund 2400 Minen und 990 Bomben entschärfen.

Auf die "Hero Rats" und ihre Ausbilder wartet noch viel Arbeit: Nach UN-Angaben sind in 66 Staaten noch immer große Landflächen vermint.