Prinzessin Cristina vor Gericht

Palma · Trotz Korruptionsvorwürfe und Beihilfe zur Steuerhinterziehung könnte Prinzessin Cristina beim Gerichtsprozess mit einem blauen Auge davon kommen. Ihrem Ehemann drohen hingegen bis zu 19 Jahre Haft.

Es ist der Tag, den Spaniens Königshaus seit langem gefürchtet hat: Am Montag, 11. Januar, muss Prinzessin Cristina, die Schwester des Königs Felipe, auf der Anklagebank in Palma de Mallorca Platz nehmen. Ein Bild, das um die Welt gehen wird. Und das dafür steht, dass die in Spanien verbreitete Korruption und Selbstbereicherung vieler Amtsträger offenbar auch vor dem Königshof nicht haltmacht. Wenigstens nach Meinung der Ermittler, die der 50-Jährigen vorwerfen, zusammen mit ihrem Ehemann Iñaki Urdangarin öffentliche Gelder ergaunert und Steuern hinterzogen zu haben.

Zum ersten Mal muss sich ein Mitglied der spanischen Königsfamilie vor Gericht verantworten. Es ist der Höhepunkt von fünfjährigen Ermittlungen, die dem Ruf des Königshauses schwer schädigten. Als Konsequenz räumte der 47-jährige König Felipe am Hof auf und versprach eine "erneuerte Monarchie": Er distanzierte sich von seiner Schwester, entzog ihr den Adelstitel "Herzogin von Palma de Mallorca" und verbot ihr, das Haus in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.

Der Ermittlungsrichter José Castro füllte mit seinen Untersuchungen gut 25 000 Aktenseiten. Im Zentrum dieses Falles steht eine angeblich gemeinnützige Stiftung namens Nóos, die von Ehemann Urdangarin und seinem Geschäftspartner Diego Torres gegründet wurde. Im Nóos-Vorstand saß auch Cristina als Beirat. Doch diese Stiftung diente nach Ermittlungen nicht dem Gemeinwohl, sondern der persönlichen Bereicherung. Cristina sei das Aushängeschild für die Stiftung gewesen. Allein von den Regionalregierungen der spanischen Baleareninseln samt Valencia und Madrid sollen mehr als sechs Millionen Euro an öffentlichen Mitteln an die Stiftung gezahlt worden sein.

Urdangarin und sein Geschäftspartner Torres müssen sich wegen Unterschlagung, Betrugs, Dokumentenfälschung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung verantworten. Die beiden gelten als die Strippenzieher jenes Unternehmensnetzes, mit dem die öffentlichen Gelder kassiert, über ausländische Konten gewaschen und Betriebsgewinne am Fiskus vorbeigeschleust worden sein sollen. Ihnen drohen bei einer Verurteilung bis zu 19 Jahre Haft.

Prinzessin Cristina wurde von Untersuchungsrichter Castro als "Komplizin" bezeichnet. Ihr gehörte mit Urdangarin eine weitere Scheinfirma namens Aizoon, welche die Familieneinnahmen verwaltete, aber vor allem dem Steuerbetrug gedient haben soll. Der Ermittlungsrichter wirft Cristina aktive Beihilfe beim großen Betrug vor: Sie habe "zu ihrem eigenen Vorteil" mitgemacht und mit "schweigender Zusammenarbeit" ermöglicht, dass ihr Mann sich bereicherte.

Trotz dieser Vorwürfe zeigt sich die Staatsanwaltschaft großzügig mit Cristina und fordert, die Anklage gegen sie fallen zu lassen. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass Spaniens konservative Regierung und das Königshaus hinter den Kulissen alles getan haben sollen, um eine Verurteilung der Schwester von König Felipe und Tochter des Altkönigs Juan Carlos zu vermeiden.

Mit einer Berufungsklage gegen ihre Beschuldigung erreichte Cristina, dass der Vorwurf der Geldwäsche zurückgezogen wurde. Deswegen steht Cristina nur noch wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor Gericht. Doch da der Staatsanwalt auch dies nicht als Delikt werten und für Freispruch plädieren will, könnte Prinzessin Cristina mit einem blauen Auge davon kommen.

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