Prinz Philip von England Auf dem Weg in den royalen Ruhestand

London · Rente mit 96: Nach Jahrzehnten an der Seite der Queen zieht sich Prinz Philip heute ins Privatleben zurück.

Seine Rolle als Prinzgemahl nimmt er gerne selbst auf die Schippe, noch vor drei Monaten witzelte Philip bei der Einweihung einer neuen Tribüne im Londoner Cricket-Stadion, er sei der „erfahrenste Gedenktafel-Enthüller der Welt“. Und doch unterschätzt niemand seine Bedeutung als Stütze seiner Frau, Königin Elisabeth II. von England, und ihrer Familie. Die Stütze der Royals wird Prinz Philip bleiben, nur mit seinen Repräsentationspflichten ist jetzt Schluss: Heute nimmt der 96-Jährige mit der Abnahme einer Militärparade seinen letzten offiziellen Termin wahr. Seine Rente wird Philip nur noch „von Zeit zu Zeit“ unterbrechen, um seine Gattin bei offiziellen Anlässen zu begleiten.

Jahrzehntelang führte der Herzog von Edinburgh ein Leben im Schatten der heute 91-jährigen Queen und sorgte vor allem mit seinem lockeren Mundwerk für Schlagzeilen (siehe Text rechts). 1997 begrüßte er etwa den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl mit „Herr Reichskanzler“. Seine Ausrutscher machten Philip berühmt, er sieht sie inzwischen aber selbst eher kritisch: „Ich würde die Fehler, die ich mache, lieber nicht machen“, sagte er zu seinem 90. Geburtstag in einem Fernsehinterview, fügte aber gleich hinzu: „Welche es sind, werde ich nicht verraten.“ Es war einer der seltenen Einblicke in sein Seelenleben. Philip, der am 10. Juni 96 Jahre alt wurde, ist es zutiefst zuwider, seine Gefühle zu zeigen. Das brachte ihm den Ruf ein, seinen Kindern mit Kälte zu begegnen. Andererseits galt er als wichtiger Kitt, der seine Familie während der Scheidungen von drei der vier Kinder zusammen hielt.

Dass er für seine Frau einst seine vielversprechende Karriere bei der Royal Navy aufgeben musste, bezeichnete Philip einmal als „enttäuschend“. Doch mit einer Köni­gin verheiratet zu sein, bedeute für ihn vor allem, „ihr behilflich zu sein, so gut ich kann.“ Und in dieser Rolle ist Philip offenbar unschlagbar. Seit fast 70 Jahren ist er mit Elisabeth verheiratet, seit 65 Jahren steht er der Queen als Prinzgemahl zur Seite. Den Titel König darf er laut Protokoll nicht tragen, weil er nur der Gemahl der Königin, nicht selbst der Thron­erbe ist. Laut Buckingham-Palast ist Philip Schirmherr, Vorsitzender oder Mitglied von mehr als 780 Organisationen. Seit 1952 nahm er 22 219 offizielle Termine ohne seine Frau wahr, unternahm 637 offizielle Auslandsreisen und hielt 5496 Reden. Elisabeth betonte immer wieder, wie wichtig ihr Mann für sie sei. Kennengelernt hatten sich der auf Korfu geborene einzige Sohn von Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark und die spätere Königin im britischen Dartmouth.

Gerade einmal 13 Jahre jung war Elisabeth, als sie 1939 bei einem Besuch der dortigen Marineschule den fünf Jahre älteren Prinzen erspähte. Beeindruckt von Philips stattlicher Figur, seinen blonden Haaren und den blauen Augen soll die Prinzessin sofort für ihn entflammt sein. Am 20. November 1947 heirateten die beiden, rund fünf Jahre später folgte Elisabeth ihrem verstorbenen Vater Georg VI. auf den Thron. Für das Protokoll war Philip ab da nur noch Anhängsel seiner Frau. Populär wurde er mit seinem unnachahmlichen Stil nach und nach trotzdem.

Doch auch beim Prinzgemahl macht sich das Alter bemerkbar. 2011 wurde ihm ein Stent am Herzen gelegt, vergangene Weihnachten plagte ihn und seine Frau eine schwere Erkältung, im Juni musste er wegen einer Infektion ins Krankenhaus. Im Mai hatte er bereits seinen Rückzug angekündigt. Den Grund hatte er schon 2011 geäußert, ganz im Philip-Stil: „Es ist besser aufzuhören, bevor man das Verfallsdatum erreicht.“

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