Britische Monarchie Prinz, Ökobauer und ewiger Thronfolger

London · Charles, ältester Sohn der britischen Queen, feiert seinen 70. Geburtstag. Elizabeth II. ist mit großer Ausdauer Königin.

  Glückliche Liebe: Charles mit seiner Ehefrau Camilla.

Glückliche Liebe: Charles mit seiner Ehefrau Camilla.

Foto: dpa/Andrew Matthews

Mit einem typisch englischen Garten haben die Beete in der offiziellen Residenz von Thronfolger Prinz Charles nichts zu tun. Ökologisch angebautes Gemüse in der einen Ecke des Anwesens Clarence House mitten in London, der Rasen von einigem Unkraut und kahlen Stellen durchsetzt. Charles, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, wird wohl als erster Ökobauer den Thron des Vereinigten Königreichs besteigen. Noch aber ist mit 92 Jahren Elizabeth II., seine Mutter, mit großer Ausdauer Königin.

Charles bleibt vorerst der Prinz im Wartestand – in einem Alter, in dem andere längst in Rente sind. Er ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Thronfolger: Charles setzt sich nicht nur für umweltfreundliche Landwirtschaft ein, sondern ist auch ein leidenschaftlicher Klimaschützer, ein Kämpfer für die Menschenrechte, ein Architektur-Freak, der mit seinem Sturkopf so manches moderne Bauprojekt verhinderte, und er malt gern Aquarelle. Die Kunst spielt auch eine große Rolle bei den Feierlichkeiten zu Charles‘ rundem Geburtstag. So kamen bereits im Oktober viele Schauspieler und Shakespeare-Fans im Buckingham-Palast zusammen, um das Engagement des Thronfolgers für die Künste zu preisen. „Prinz Charles setzt sich auch stark in sozialen Bereichen ein“, sagte ARD-Royal-Experte Rolf Seelmann-Eggebert. „Er ist kein Schönwetterprinz.“

In der BBC-Dokumentation ist auch zu sehen, wie der Thronfolger mit Truthähnen spricht. Viele Briten finden Charles ein bisschen spleenig: Selbstfindung in der afrikanischen Kalahari-Wüste und in der Einöde abgelegener britischer Inseln mit einem Haufen Schafe um sich herum – was ist denn das für ein Thronfolger? Als er einmal mit einem Verband zu einer Museumseröffnung erschien, sagte er: „Wenn man sich schon seit so langer Zeit mit Bäumen unterhält, trifft man früher oder später zwangsläufig auf einen streitlustigen Erdbeerbaum oder eine mürrische Eiche.“ Auch die Queen und Prinz Philip fanden ihren Ältesten zeitweise sonderbar, wie aus Biografien hervorgeht.

Einen Tiefpunkt in der Popularitätskurve erreichte Charles, als pikante Details aus der Beziehung mit seiner Dauergeliebten Camilla an die Öffentlichkeit gelangten. Als Prinzessin Diana 1997 – ein Jahr nach der Scheidung von Charles – bei einem Unfall mit ihrem Geliebten in Paris starb, mischten sich beim Volk Trauer und Wut. Camilla wurde als Rottweiler verspottet. Inzwischen findet sie viel Anerkennung und scheint Charles gutzutun. Er wirkt ausgeglichener als früher, lächelt mehr. Viele Briten zollen Prinz Charles inzwischen Respekt. Charles gilt als sehr fleißiger Royal, der seiner betagten Mutter viele Termine abnimmt.

Wird es ein besonderes Geburtstagsgeschenk von der Queen für ihren ältesten Sohn geben? Sie veranstalte ein privates Fest für ihn, teilte der Buckingham-Palast mit, ohne weitere Details zu nennen.

 „Very british“: Prinz Charles am 11. November, wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, beim Verlassen des Gedenkgottesdienstes zum Ende des Ersten Weltkriegs in der Londoner Guards Chapel .

„Very british“: Prinz Charles am 11. November, wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, beim Verlassen des Gedenkgottesdienstes zum Ende des Ersten Weltkriegs in der Londoner Guards Chapel .

Foto: dpa/John Stillwell
 Prinz in Wartestellung – hier mit Elizabeth II. im Jahr 1993.

Prinz in Wartestellung – hier mit Elizabeth II. im Jahr 1993.

Foto: dpa/Pa_Keene
  Unglückliche Verbindung: Der Prinz und Diana am Verlobungstag.

Unglückliche Verbindung: Der Prinz und Diana am Verlobungstag.

Foto: dpa/Str

Fraglich ist, ob Charles nach jahrzehntelangem Warten noch Lust hat, im hohen Alter König zu werden. Kein anderer hat so lange darauf gewartet, britischer Monarch zu werden. „Ich glaube, er akzeptiert das göttliche Gebot, dass er Thronfolger ist“, sagte Seelmann-Eggebert. Viele Briten möchten lieber Prinz William – er ist der Zweite in der Thronfolge – zum König haben. Seelmann-Eggebert ist überzeugt: „William wird seinen Vater auf keinen Fall an die Seite drängen.“

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