Konsequenzen aus dem Fall Epstein Der Prinz im Skandal-Strudel

London · Auf ein fragwürdiges Interview folgte der Rückzug: Dass der Herzog von York der Freund eines Sexualstraftäters war, wird ihn wohl noch länger verfolgen, als ihm lieb ist.

  Die Queen hat ihren Sohn Prinz Andrew (im Bild) vorerst von seinen öffentlichen Ämtern entbunden.

Die Queen hat ihren Sohn Prinz Andrew (im Bild) vorerst von seinen öffentlichen Ämtern entbunden.

Foto: dpa/Michel Euler

Prinz Andrew winkte und lächelte, als er gestern Morgen in seinem Bentley sein Zuhause in Windsor verließ und sich in Richtung London aufmachte. Es war eine kleine Showeinlage für die wartenden Fotografen. Denn zum Lachen dürfte dem 59-Jährigen keineswegs zumute sein. Der Herzog von York gerät immer tiefer in den Strudel des Missbrauchsskandals um den mittlerweile toten US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein, mit dem der Prinz befreundet war. Nun haben die Royals Konsequenzen gezogen, nachdem die Kritik über das von ihm gegebene Katastrophen-Interview am Wochenende nicht abriss. Prinz Andrew legte seine öffentlichen Aufgaben für die Königsfamilie bis auf weiteres nieder. Er habe „Ihre Majestät gebeten, auf absehbare Zeit von öffentlichen Aufgaben zurücktreten zu dürfen“, erklärte der zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. am Mittwochabend. Ihm sei in den vergangenen Tagen klar geworden, dass seine Bekanntschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter zu einer „großen Ablenkung“ für die Arbeit der Königsfamilie und jene in den Organisationen und Vereinen, die er „mit Stolz“ unterstützt habe, geworden sei. Die Queen habe dem Anliegen zugestimmt. Der Druck war zu massiv geworden nach dem Fernsehinterview, das von Prinz Andrew eigentlich als Befreiungsschlag gedacht war. Dieser Versuch ist grundlegend misslungen. Mehrere Firmen und Universitäten zogen daraufhin Konsequenzen aus der möglichen Verwicklung des Prinzen in den Missbrauchsskandal und seinen Umgang damit. Sie kündigten ihre Zusammenarbeit mit dem Herzog von York auf. Für den Prinzen geht es jetzt um Schadensbegrenzung. So stellte er erstmals in Aussicht, bei der Polizei in den USA auszusagen. „Selbstverständlich bin ich bereit, mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein sollte“, so der Herzog von York. Beobachter mutmaßten gestern, dass Epsteins damalige Freundin Ghislaine Maxwell mit dem FBI rede. „Falls sie umkippt, könnte sie ihnen (den Ermittlern, Anm. d. Red.) vielleicht Prinz Andrew liefern“, schrieb der britische Journalist John Sweeney auf Twitter und bezog sich auf anonyme Quellen.

Mit dem jüngsten Statement versuchte Andrew den Eindruck zu korrigieren, den die Zuschauer am Wochenende von ihm erhielten. Er bedauere uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe „tiefes Mitgefühl“ mit den Opfern. Während des Interviews hatte er noch auf die Frage, ob er sich schäme für seine Freundschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter, geantwortet, er bedauere, dass Epstein sich offensichtlich „unziemlich“ verhalten habe. Unziemlich? Großbritannien reagierte fassungslos.

Von dem Missbrauch will Prinz Andrew weiterhin nichts gewusst haben. Epstein, der sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen hat, war unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger angeklagt. Er soll junge Frauen außerdem zur Prostitution gezwungen haben. Eines der Opfer behauptet, mehrmals zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein. Der Prinz sagte, er habe „keinerlei Erinnerung daran, diese Dame jemals getroffen zu haben“ – obwohl ein Foto die beiden gemeinsam zeigt. Dessen Echtheit zweifelt der Herzog allerdings an.

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