Priester unter Missbrauchsverdacht

Hamburg. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs gegen einen katholischen Geistlichen der Hansestadt. Der Mann soll sich an Ministranten vergangen haben. Erzbischof Werner Thissen beurlaubte den im Erzbistum Hamburg tätigen Priester gestern

Hamburg. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs gegen einen katholischen Geistlichen der Hansestadt. Der Mann soll sich an Ministranten vergangen haben. Erzbischof Werner Thissen beurlaubte den im Erzbistum Hamburg tätigen Priester gestern. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger wollte keine näheren Angaben zur Identität des Mannes machen. Nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" war die Strafanzeige eines Mitgliedes des Pastoralrats, einem der höchsten Gremien des Bistums, Anlass der Ermittlungen. Antragsteller war demnach der Präsident des Polish Business Clubs Hamburg, Krzysztof Stobinski. "Ich kann es persönlich nicht verantworten, dass weiterhin Kinder missbraucht werden", sagte Stobinski. Mehrere Zeugen hätten konkrete Vorwürfe gegen den "keinesfalls unbekannten und unbedeutenden" Priester erhoben. Diese richteten sich im Kern nicht gegen die angeblich aktiv ausgelebte Homosexualität des Pfarrers, sondern gegen den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Basis für die Anfang April eingereichte Strafanzeige sind dem Bericht zufolge Briefwechsel aus den Jahren 1999 und 2000, die erst jetzt in den Unterlagen eines schwer erkrankten Hamburger Pfarrers gefunden wurden. In einem Brief an die Kirchenleitung sollen die Unterzeichner davon berichten, sie hätten einen Vikar gesehen, wie er einen Jungen geküsst und ihm dabei zwischen die Beine gefasst habe. In einem weiteren Schriftstück heißt es, dass man in großer Sorge um die Messdiener sei. Erzbischof Thissen betonte, das Erzbistum habe bis Mittwoch keine Kenntnis von derartigen Vorwürfen gehabt. "Ich bin sehr betroffen, dass ein Priester unserer Kirche unter einem solchen Verdacht steht", erklärte er. Der Beschuldigte sei bis zur Klärung der Vorwürfe vom Dienst beurlaubt. "Dies geschieht zum Schutz möglicher Opfer und aus Fürsorge für den Verdächtigten", sagte der Erzbischof.Auch die Initiative "Kirche von unten" meldete sich zu Wort: "Die Vorwürfe beziehen sich auf Briefe aus den Jahren 1999 und 2000. Warum erfährt die Kirchenleitung erst jetzt und aus der Presse von den Vorwürfen? Stimmt das überhaupt? Und was sagt dies über die Sensibilisierung für das Thema sexuelle Gewalt in der Kirche aus?", fragte Geschäftsführer Bernd Hans Göhrig.

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