Polizei fahndet nach Schwerverbrechern

Düsseldorf

Düsseldorf. Wie können zwei Kapitalverbrecher die Sicherheitsanlagen in einer modernen Haftanstalt überwinden und dabei auch noch zwei Pistolen aus dem Waffentresor mitnehmen? Nach der Flucht der Gangster Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski (Fotos: dpa) am Donnerstagabend aus dem Aachener Gefängnis drängte sich der Verdacht geradezu auf: Die beiden als äußerst brutal geltenden Männer müssen Hilfe gehabt haben. So überraschte es kaum, dass die Behörden am Freitag die Festnahme eines Justizbediensteten bekannt gaben. Der Mann steht im Verdacht der Gefangenenbefreiung. Die beiden gefährlichen Verbrecher allerdings sind trotz Großfahndung erst einmal über alle Berge.

Was war passiert? Justizvollzugsanstalt Aachen, Donnerstag, 20 Uhr: Ein Wachmann kehrt von einer turnusmäßigen Kontrollfahrt zurück zur Pforte des Gefängnisses. Als er vom Gefängnisgelände aus die Sicherheitsschleuse betritt, nimmt er hinter sich Schatten wahr, berichtet Nordrhein-Westfalens Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Der Wachmann wird in der Schleuse zu Boden gerissen und mit Handschellen gefesselt. Wenig später können die beiden Schwerverbrecher durch die zweite Schleusentür in die Freiheit fliehen - mit zwei Pistolen und acht Schuss Munition, die zuvor in einem Tresor lagen, der wiederum in der Pforte direkt neben der Sicherheitsschleuse steht. Die räumlich abgetrennte Pforte ist während der Flucht der Schwerverbrecher mit einem weiteren Justizbediensteten besetzt. Er macht laut Piepenkötter nach dem Ausbruch einen verwirrten Eindruck. Jemand muss den beiden Flüchtigen die Tür zur Pforte geöffnet haben. Doch am Freitag bleibt zunächst unklar, welche Funktion der festgenommene Justizbeamte in der Haftanstalt hatte und wo er sich zur Fluchtzeit aufhielt. Um 20.20 Uhr wird der Ausbruch der Aachener Polizei gemeldet. Nach nur fünf Minuten sind die Beamten vor Ort, berichtet Aachens Polizeipräsident Klaus Oelze. Doch Heckhoff und Michalski sind bereits verschwunden. Später stellt sich heraus, dass die beiden ein Taxi genommen haben und in Richtung Köln gefahren sind. Auf dem Weg in die Domstadt machen sie einen Stopp in Kerpen, wo sie ein weiteres Taxi bestellen. Dann lassen sie sich bis zum Kölner Hauptbahnhof bringen, wo sich ihre Spur gegen 22.30 Uhr verliert.

Wie gefährlich der 50-jährige Heckhoff und der 46 Jahre alte Michalski sind, zeigt ein Blick auf ihre Vergangenheit. Beide wurden zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt - sie haben also praktisch nichts mehr zu verlieren. Heckhoff wurde wegen Beteiligung an einer blutig beendeten Geiselnahme in der JVA Werl 1992 wegen Mordversuchs abgeurteilt. Michalski saß wegen Mordes und schwerer räuberischer Erpressung hinter Gitter. Oelze beschreibt die Gangster als "zwei hochgefährliche Männer", die gewaltbereit und bewaffnet seien. Zwar bittet Aachens Polizeipräsident die Bevölkerung um Hilfe, zugleich warnt er aber davor, sich den beiden zu nähern - weil sie womöglich von der Waffe Gebrauch machen.

Am Freitagabend hatte die Polizei noch keine heiße Spur. Unterdessen gingen zahlreiche Hinweise der Bevölkerung bei der Polizei ein. Bürger wollen die Flüchtigen unter anderem in der Nähe von Koblenz, in Bonn, im Ruhrgebiet und in Troisdorf bei Köln gesehen haben. Auch im Saarland sollen die beiden Ausbrecher gesichtet worden sein. Entsprechenden Hinweisen ging die Polizei nach SZ-Informationen am Abend nach. afp/ddp/red

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