Politik bei einem Glas Pimm's

Berlin · Beim Besuch der britischen Königin in Deutschland soll das Verhältnis beider Länder gefeiert werden. Um das geplante EU-Referendum wird sich wahrscheinlich das Vier-Augen-Gespräch mit Kanzlerin Merkel drehen.

Sie trägt einen königsblauen Mantel, eine schwarze Handtasche und eine Perlenkette. Der Hut leuchtet türkis. Die Queen ist da. Kurz vor 19 Uhr ist gestern die Sondermaschine in Berlin-Tegel gelandet. Soldaten im Ehrenspalier und donnernde Salutschüsse begrüßen die britische Königin wenige Minuten später auf dem roten Teppich, der die Regenpfützen verdeckt. Sie schüttelt Hände mit dem Empfangskomitee, dann steigt sie in ihren dunkelroten Bentley.

Der fünfte Staatsbesuch der Königin wird ein Kapitel für die Geschichtsbücher. Vor 50 Jahren war Elizabeth II. zum ersten Mal in Deutschland, in der Nachkriegszeit ein Ritterschlag für die junge BRD. Jetzt ist die Queen 89 Jahre alt, ihr Mann Prinz Philip 94. Der britische Botschafter Simon McDonald schwört die Reporter ein: "Dieser Besuch ist etwas Besonderes." McDonalds "persönliches Highlight" wird die Gartenparty in der britischen Residenz sein. Der Geburtstag der Königin wird dort am Donnerstag nachgefeiert. Der Butler hat bereits Tage vorher das Tafelsilber geputzt, in das die Initialen E.R. für Elizabeth Regina graviert sind. Natürlich wird "Pimm's" serviert, ein typisch englischer Drink auf Gin-Basis. Was Botschafter McDonald deutlich macht: Es geht nicht nur um den Hut und die Handtasche der Monarchin, sondern auch um Politik. "Wir feiern unser bilaterales Verhältnis insgesamt." Wie beim Staatsbesuch in Irland wird beim Bankett im Schloss Bellevue der britische Premier David Cameron dabei sein. Was Elizabeth über Europa oder das in Großbritannien geplante EU-Referendum denkt, wird Kanzlerin Angela Merkel nach dem Treffen im Kanzleramt kaum verraten.

Ein Besuch in der Gedenkstätte Bergen-Belsen sei der persönliche Wunsch der Queen gewesen, sagt McDonald. "Bergen-Belsen spielt eine besondere Rolle in unserer Geschichte." 70 Jahre ist es her, dass britische Soldaten das Konzentrationslager befreiten. Nach diesem historischen Besuch steht am Freitag in Celle der Abflug an. 600 Plätze zum Winken waren nach Angaben der niedersächsischen Staatskanzlei nach 15 Minuten vergeben.

Die Königin wird anders als vor 50 Jahren nicht mit dem Sonderzug reisen, sondern die Luftwaffe für die Strecken innerhalb Deutschlands nutzen. Bundespräsident Joachim Gauck begleitet sie. Die Kosten für den Staatsbesuch teilen sich beide Länder, wie Botschafter Simon McDonald erklärt. In London wird die Summe erst ein Jahr später verkündet, in Berlin war dazu noch nichts zu erfahren. Über den Inhalt der schwarzen Ledertasche, die Elizabeth II. meist mit sich herumträgt, wird kräftig spekuliert. Doch ein paar Einblicke ins royale Handgepäck soll es schon gegeben haben:

Lippenstift: Ist fotografisch belegt. Die Queen hat kein Problem damit, sich in der Öffentlichkeit nachzuschminken. Dazu soll sie auch ein Spiegelchen dabei haben.

Fünf-Pfund-Note, gefaltet: für die Kollekte im Gottesdienst. Manchmal gebe die Monarchin auch zehn Pfund, will Biografin Sally Bedell Smith wissen.

Mobiler Haken: Smith schreibt, die Königin trage einen Haken mit Saugnapf bei sich, den sie überall unterm Tisch befestigen könne - so stehe die teure Tasche nicht auf dem Boden. Ein Dinner-Gast will einmal beobachtet haben, wie die Queen in den Saugnapf gespuckt hat.

Handy: Wäre nicht überraschend, beim Simsen hat Elizabeth II. aber noch nie jemand gesehen. Biografin Penny Junor behauptet jedenfalls, die Queen spreche per Handy mit ihren Enkeln. Glücksbringer: "Was ist in der Handtasche der Queen?" heißt ein Buch von Journalist Phil Dampier. Seine Antwort: Fotos der Familie und Glücksbringer, die die Kinder ihr geschenkt haben, unter anderem kleine Hunde und Pferde. Make-up: Auch das will Dampier wissen - ein Schminkdöschen soll in der Tasche sein, das Ehemann Prinz Philip ihr zur Hochzeit geschenkt hat.

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