Pilgern mit Mundschutz

Dschiddah. Über den Bildschirm flimmern die bunten Aufnahmen einer Gruppe von indischen Pilgern, die gerade aus ihrem Flugzeug gestiegen ist. "Sie wissen nicht, dass wir sie schon beobachten", sagt Mahmud el Srudschi, der hinter einem tragbaren Computer sitzt

Dschiddah. Über den Bildschirm flimmern die bunten Aufnahmen einer Gruppe von indischen Pilgern, die gerade aus ihrem Flugzeug gestiegen ist. "Sie wissen nicht, dass wir sie schon beobachten", sagt Mahmud el Srudschi, der hinter einem tragbaren Computer sitzt. Zwölf Wärmebildkameras haben die saudiarabischen Behörden im neu errichteten Pilger-Terminal auf dem Flughafen von Dschiddah installiert. Sie schlagen Alarm, wenn Passagiere mit Fieber aussteigen - und sollen helfen, die mehr als 2,5 Millionen Pilger bei der heute beginnenden muslimischen Wallfahrt Hadsch in Mekka und Medina vor der Schweinegrippe zu schützen. Die Angst vor einem Angriff durch Extremisten und vor einer tödlichen Massenpanik im Gedränge ist Saudi-Arabien in den Tagen der alljährlichen Hadsch gewohnt. Auch Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten haben schon oft die muslimische Pilgerfahrt begleitet. Doch zu den mehr als 100 000 Sicherheitskräften, die das religiöse Großereignis schützen, kommen in diesem Jahr auch rund 20 000 Mediziner, die für die Gesundheit der Pilger auf der Hadsch verantwortlich sind. Viele der Gläubigen versuchen sich mit einer Gesichtsmaske vor dem Schweinegrippe-Virus zu schützen, manche sind auch bereits geimpft. Von den 5000 Pilgern, die seine Wärmebildkamera in Dschiddah jeden Tag passieren, habe bislang nur ein einziger Fieber gehabt, sagt Srudschi. Bei insgesamt 20 Pilgern wurde bis zum Wochenende die Schweinegrippe diagnostiziert, vier starben - das sind viel weniger als befürchtet. Die Todesopfer hätten alle unter schweren Vorerkrankungen gelitten, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Nach Beratungen mit internationalen Gesundheitsexperten hatte sich Riad entschieden, Risikogruppen wie Kinder, Kranke und Ältere nicht gänzlich von der Pilgerfahrt auszuschließen - schließlich ist es die Pflicht eines jeden Muslims, zumindest einmal im Leben an der Hadsch teilzunehmen. Die Herkunftsländer wurden jedoch gebeten, nur gesunde Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren auf die Pilgerfahrt zu schicken. Tatsächlich registrieren Ärzte an den Flughäfen dieses Jahr weniger Kinder und Alte bei der Einreise. "Wir haben uns impfen lassen, aber wir sind immer noch ein wenig besorgt", sagt Swaliha Khan, die gerade mit ihrem Mann aus Indien in Dschiddah gelandet ist.Für den Fall massenhafter Infektionen hat sich Saudi-Arabien mit 1,5 Millionen Dosen des Grippemittels Tamiflu eingedeckt, auch die Zahl der Krankenhausbetten wurde noch einmal aufgestockt. Allein in der Großen Moschee gibt es sechs medizinische Ambulanzen, die rund um die Uhr geöffnet sind. Der Ansturm der Gläubigen hält nicht nur die Behörden in Atem. Auch Reiseagenturen, Fahrer und diplomatische Vertretungen sind im Dauereinsatz. "Wir arbeiten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche", sagt der französische Konsul Christian Nakhle, der sich um 30 000 Pilger aus Frankreich kümmert. Drei französischsprachige Ärzte sind ständig erreichbar, Boten stehen bereit, um auf dem Motorrad Arzneimittel durch den Dauerstau von Mekka zu bringen. Nakhle spricht von "Chaos" - das aber ziemlich gut organisiert sei.

HintergrundEine Achtjährige ist vermutlich nach einer Infektion mit dem Schweinegrippe-Virus in der Mainzer Universitätsklinik gestorben. Es liege eine besondere Situation vor, "weil ein ansonsten ganz gesundes Kind" gestorben sei, so die Klinik. dpa

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