Peking verbietet das Qualmen

Peking · Die Stadt Peking hat ihren Propagandaapparat in den Dienst des Kampfes gegen das Rauchen gestellt. Ab heute sind Zigaretten und Zigarren aus Restaurants und öffentlichen Einrichtungen verbannt.

Der Qualm ist überall, und bisher fühlt sich keiner der Raucher im Unrecht. "Spinnst Du?", fragt der Gast eines edlen Peking-Ente-Restaurants, ein Herr Mitte 50 im weißem Hemd zur Anzughose, die Frau am Nachbartisch im Designer-Kostüm - weil die ihn aufgefordert hat, seine Zigarette auszumachen. Doch dann besinnt er sich eines Besseren und drückt die Kippe im Aschenbecher aus. Sie bedankt sich mit einem Lächeln.

Der Raucher weiß vermutlich, was auf ihn zukommt. Ab heute gilt in Peking eines der strengsten Nichtrauchergesetze der Welt: Der blaue Dunst ist in Restaurants, Bars, Kinos, öffentlichen Verkehrsmitteln, Büros, Museen und öffentlichen Gebäuden aller Art verboten. Die Stadtregierung will damit eine Verhaltensänderung von gigantischem Maßstab durchsetzen: Rund ein Viertel der chinesischen Bevölkerung sind harte Raucher , und Peking hat 20 Millionen Einwohner. Rauchen gehört für sie zu Essen und Geselligkeit dazu wie für die Deutschen das Bier.

Die chinesische Regierung hat jedoch generell viel Erfahrung darin, Veränderungen zu verankern. Auch jetzt überlässt die Stadt Peking die Umsetzung der Verordnung nicht dem Zufall, sondern sichert sie von allen Seiten ab. Das fängt bei den saftigen Bußgeldern an: Die Strafe für Verstöße liegt bei 30 Euro für den Raucher und gut 1500 Euro für das Restaurant, außerdem droht der Verlust der Geschäftsgenehmigung. Außer der regulären Polizei sollen über 1000 freiwillige Aufseher mit roten Armbinden die Lokale der Stadt künftig auf Rauch-Sünder absuchen.

Vor allem aber hat Peking seine Propagandamaschine angeworfen, um den Gegnern des Rauchens den Rücken zu stärken. In den Wohnanlagen hängen Plakate, die neue Gesten lehren. Die vor dem Mund ausgestreckte Handfläche soll heißen: "Hier darfst Du nicht!". Die Hände in T-Form sollen bedeuten: "Hör bitte auf!" Auch auf der beliebtesten Chat-Anwendung für Handys lassen die Behörden die Gesten verbreiten. Wer das Rauchverbot dreimal missachtet, muss damit rechnen, am Schwarzen Brett seiner Wohnanlage und auf Behörden-Websites öffentlich angeprangert zu werden. Einen Monat lang ist sind dann dort das Gesicht und der Name des schimpflichen Nikotensüchtigen zu sehen.