Passionsspiele begeistern Besucher

Oberammergau. Hammerschläge hallen durchs Passionstheater, dicht gefolgt von Schmerzensschreien. Drei Kreuze werden mit Seilen errichtet. In der Mitte hängt Frederik Mayet als blutüberströmter, zuckender Jesus. Mit starken Bildern spart Spielleiter Christian Stückl nicht bei seiner neuesten Inszenierung der Oberammergauer Passionsspiele, die am Samstag im Freilufttheater Premiere feierten

Oberammergau. Hammerschläge hallen durchs Passionstheater, dicht gefolgt von Schmerzensschreien. Drei Kreuze werden mit Seilen errichtet. In der Mitte hängt Frederik Mayet als blutüberströmter, zuckender Jesus. Mit starken Bildern spart Spielleiter Christian Stückl nicht bei seiner neuesten Inszenierung der Oberammergauer Passionsspiele, die am Samstag im Freilufttheater Premiere feierten. Erstmals begann die Aufführung erst am Nachmittag, um die Kreuzigungsszene im Fackelschein bei Nacht zeigen zu können. Die 5000 Premierengäste sind ergriffen: Nach dem Todeskampf herrscht minutenlanges Schweigen. Solche Szenen mit theatraler Sogwirkung gelingen Stückl auch bei den Massenszenen: gewaltige Sprechchöre mit 800 Menschen, Kamele und Pferde. Dennoch stellt Stückl den Bühnenzauber nicht über die Geschichte: Die Inszenierung verdichtet die sinnlichen Bilder zu einem explosiven Plot, der die damaligen Machtverhältnisse in Israel ebenso anschaulich macht wie Jesus' Motivation, sie zu verändern. Im Zentrum der 41. Passionsspiele steht ein politischer Jesus. Mayet spielt ihn als charismatische Führungsfigur. In dem modernisierten Text breitet Jesus die Gebote der Nächstenliebe wie ein politisches Programm vor dem Volk aus. Zudem erzählt der Spielleiter die Passiongeschehen als Geschichte, die sowohl in der jüdischen als auch in der christlichen Tradition verwurzelt ist: Ein siebenarmiger Leuchter, eines der wichtigsten Symbole des Judentums, steht auf dem Abendmahltisch, der Segen wird auf Hebräisch gesprochen, und das Volk singt das jüdische Gebet "Schma Israel". Durch das neue Konzept von Bühnenbildner Stefan Hageneier war das Passionsgeschehen ästhetisch klar abgegrenzt von den so genannten "Lebenden Bildern". Dabei stellen Schauspieler bewegungslos und mit musikalischer Untermalung Szenen aus dem Alten Testament dar. Unter die Gäste mischten sich Prominente und Politiker, wie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Er zeigte sich bereits nach dem ersten Teil des Spiels tief beeindruckt: "Man vergisst über all die eindrucksvollen Szenen sogar die Kälte." Bis Oktober können sich weitere Besucher auf über 100 Vorführung freuen. Die Gemeinde rechnet mit einer halben Million Zuschauer. ddp

HintergrundJeder der 2400 Darsteller ist in Oberammergau geboren oder lebt seit mindestens 20 Jahren dort. Die Spiele gehen zurück auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1633: In dem Ort wurden damals Pesttote verzeichnet, daraufhin beschlossen Bürger, alle zehn Jahre die Passion aufzuführen, um das Dorf von neuen Krankheitsfällen zu verschonen. ddp

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