Passagiere können auf Entschädigung hoffen

Rom. Es war ein symbolischer Akt, als die Insulaner am Jahrestag des Unglücks den Felsen wieder an seinen ursprünglichen Ort im Wasser vor der Insel Giglio setzten. Der Stein hatte den gesamten Rumpf der Costa Concordia aufgeschlitzt, die Geste sollte endlich das Ende des Schiffsunglücks vom 13. Januar 2012 mit 32 Toten besiegeln. Doch der Fall Costa Concordia will kein Ende nehmen

 32 Menschen starben, als die Costa Concordia vor einem Jahr vor der italienischen Küste auf Grund lief. Foto: Russo/dpa

32 Menschen starben, als die Costa Concordia vor einem Jahr vor der italienischen Küste auf Grund lief. Foto: Russo/dpa

Rom. Es war ein symbolischer Akt, als die Insulaner am Jahrestag des Unglücks den Felsen wieder an seinen ursprünglichen Ort im Wasser vor der Insel Giglio setzten. Der Stein hatte den gesamten Rumpf der Costa Concordia aufgeschlitzt, die Geste sollte endlich das Ende des Schiffsunglücks vom 13. Januar 2012 mit 32 Toten besiegeln. Doch der Fall Costa Concordia will kein Ende nehmen. Die Bergungsarbeiten werden nicht vor Herbst 2013 enden. Wann der Prozess gegen Kapitän Francesco Schettino und andere Verantwortliche für den Schiffbruch beginnt, ist weiter unklar. Nun droht auch der Reederei eine drastische Geldstrafe.

Wie am Freitag bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Grosseto ihre Ermittlungen abgeschlossen und prüft nun nicht nur die Anklage gegen den Kapitän, dessen Mitarbeiter und Angehörige der Reederei. Möglicherweise wird sie auch gegen das Unternehmen Costa Crociere selbst vorgehen, zu deren Flotte die Costa Concordia gehört. Laut Staatsanwalt Francesco Verusio besteht nach italienischem Recht die Möglichkeit, der Reederei das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter zuzurechnen. Sie hätten mit ihrem Verhalten versucht, das Ansehen ihres Arbeitgebers zu schützen.

Haften soll die Reederei in erster Linie für das Versagen Schettinos und des Krisenmanagers Roberto Ferrarini. Konkrete Mitverantwortung trage Costa Crociere dafür, dass die Prozedur der Evakuierung für den Fall des Schiffbruchs nicht beachtet wurde. Viele der mehr als 4200 Passagiere berichteten später über chaotische Zustände bei ihrer Rettung. Die Reederei soll außerdem dafür haften, dass die Verantwortlichen verspätet die Retter alarmierten. Außerdem soll Schettino, dem unter anderem fahrlässige Tötung vorgeworfen wird, den Umfang des Schadens verheimlicht und den Hafenbehörden von einem harmlosen Stromausfall auf dem bereits sinkenden Schiff berichtet haben.

Dass die Reederei nun auch in Italien belangt werden soll, ist neu. Bislang gibt es Klagen von Passagieren in den USA. Costa Crociere ist Teil des US-Unternehmens Carnival. Die Reederei aus Genua wollte bislang im Prozess gegen Schettino und die anderen Offiziere als Nebenkläger auftreten. "Costa Crociere ist zuversichtlich, die volle Gesetzmäßigkeit des eigenen Handelns beweisen zu können", hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Reederei hat nun 20 Tage Zeit zu einer Stellungnahme, danach entscheidet die Staatsanwaltschaft über eine Anklage.

Dem italienischen Verbraucherverband Codacons zufolge steigt für die Opfer des Schiffbruchs nun die Aussicht auf "Schadensersatz in Millionenhöhe". Nach Berichten italienischer Medien hat sich die Reederei mit knapp 70 Prozent der Passagiere bereits auf die Zahlung von 14 000 Euro Schadenersatz pro Person geeinigt. Andere verhandelten den Angaben zufolge noch über die Entschädigung oder gehen juristisch gegen die Kreuzfahrtgesellschaft vor.

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