Papst-These zur Familie entfesselt „Karnickelgate“

Bonn · Das Oberhaupt der Katholiken hat sich zum Thema Familienplanung geäußert – mit einem „tierischen Vergleichsobjekt“ aus der zoologischen Familie der Hasen. Damit sorgte er erst für Ärger, dann für Amüsement.

 Drei Kinder pro Familie sind nach Experten-Meinung für den Erhalt der Bevölkerung ausreichend. Darum sollen sich Katholiken auch nicht an Kaninchen orientieren – sagt Papst Franziskus. Foto: fotolia

Drei Kinder pro Familie sind nach Experten-Meinung für den Erhalt der Bevölkerung ausreichend. Darum sollen sich Katholiken auch nicht an Kaninchen orientieren – sagt Papst Franziskus. Foto: fotolia

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Eijeijei - ist diesem Papst denn gar nichts heilig? Mit seinem Vergleich aus der Tierwelt löste Franziskus in den sozialen Netzwerken ein wahres Beben aus. Bei Twitter beispielsweise ging die Diskussion unter dem Hashtag "Karnickelgate" auch gestern munter weiter. Was war geschehen? Auf dem Rückflug von seiner Philippinen-Reise äußerte sich das Oberhaupt der Katholiken zum Thema Familienplanung . Dabei griff Franziskus den Gedanken einer "verantworteten Elternschaft" auf. Wörtlich sagte er: "Einige glauben - entschuldigt bitte das Wort - um gute Katholiken zu sein, müssen wir sein wie Kaninchen , nicht wahr?" Doch drei Kinder, das meinten zumindest Experten, sei für den Erhalt der Bevölkerung völlig ausreichend.

Mit seinem tierischen Vergleichsobjekt aus der zoologischen Familie der Hasen lockte der Papst selbst den ein oder anderen sonst eher scheuen Gesellen aus seinem Bau. Der einer breiten Öffentlichkeit unbekannte Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter zog unwissenden Amateuren die Löffel lang. Sexuelle Ausschweifungen gebe es nur bei freilebenden Tieren, erklärte Verbandschef Erwin Leowsky. Die Vermehrung von Zuchtkaninchen gehe mit Sitte und Anstand vonstatten. "Gestört hat mich an der Aussage des Papstes, in welcher Verbindung sie getätigt wurde. Es kann nicht sein, dass die Fortpflanzung der ärmsten Menschen auf dieser Welt mit der Fortpflanzung der Karnickel verglichen wird", schloss der Experte.

"Ich bin verwirrt - meinte der @Pontifex denn freilebende oder Zucht-Katholiken?" zwitscherte User John Dukenford. Nur ein Beispiel für den munteren Zickzackverlauf der Debatte - und das bei einem Papst, der sich als erster in der Kirchengeschichte nach Franziskus benannte. Der Legende nach zähmte der populäre Heilige (1181/82-1226) einen Wolf und predigte zu den Vögeln. Ob er auch das Gespräch mit Hasen oder den kleineren Kaninchen suchte, ist nicht überliefert.

Droht nun wegen der Polemik um die Populationsdichte des possierlichen Langohrs die Popularität des Papstes zu sinken? Ein Blick in Lutz Röhrichs "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" mag weiterhelfen. Die Wendung "Mir ist ein Hase über den Weg gelaufen" bedeutet nämlich so viel wie "Vom Pech verfolgt sein". Dieses Vorurteil sei so stark, dass es manchen Jäger noch heute zur Umkehr bewege. Dabei haben Vertreter aus der Gattung der Hasenartigen in Kunst und Kirche immer wieder positiv besetzte Spuren hinterlassen. Zu den unbestrittenen Meisterwerken von Renaissance-Maler Albrecht Dürer (1471-1528) gehört auch die berühmte Aquarell-Studie "Feldhase", die selbst in den Augen des kritischsten Kaninchenzüchters Gnade finden dürfte.

Der Paderborner Dom wartet gar mit einem "Dreihasenfenster" auf. Dabei sind die Hasen so angeordnet, dass jeder von ihnen zwei Ohren hat, aber insgesamt nur drei Ohren zu sehen sind. Möglicherweise ein Symbol für die Dreifaltigkeit. Und dann gibt es ja noch das Osterfest. Da spielt der Hase eine nicht ganz unwichtige Rolle. Bereits in der Antike wurde das Tier zum Symbol für Christus. Sein Fortpflanzungsverhalten gereichte ihm dafür zum Vorteil: Im Frühjahr, also um die Osterzeit herum, kommt in der Regel der Nachwuchs zur Welt. Was den Hasen zum geborenen Lieferanten für die Eier machte - ebenfalls ein altes Fruchtbarkeitssymbol.

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