Palast plant Krönung ohne Prunk

Madrid · An diesem Donnerstag wird Spaniens Kronprinz Felipe zum König proklamiert – ohne prunkvolles Zeremoniell. Nur ein bisschen Glanz ist erlaubt, Demonstrationen von Antimonarchisten sind es indes nicht.

Es soll bewusst eine bescheidene Zeremonie werden. Ohne jenen Prunk, der Krönungen königlicher Häupter meist begleitet. Ohne ausländischen Adel und hohe Staatsgäste. Schon die Proklamation von Spaniens Kronprinzen Felipe zum neuem König an diesem Donnerstag dürfte also ein unübersehbares Zeichen setzen, dass frischer Wind durch den Palast weht. Ein bisschen Glanz muss aber auch bei dieser Spar-Krönung sein: Putzfrauen, Gärtner und Dekorateure polieren jene Orte in der Hauptstadt Madrid auf, an denen sich der Thronerbe morgen als frischgebackener König Felipe VI. und in Generalsuniform präsentieren wird. Begleitet von seiner bürgerlichen Frau, der bisherigen Prinzessin und künftigen Königin Letizia - die im Designerkleid und als Mode-Ikone vieler Frauen nicht wenige Blicke auf sich ziehen wird.

Hauptschauplatz wird der Plenarsaal im Parlamentsgebäude in der Madrider Innenstadt sein. Wo Felipe vormittags vor den Abgeordneten des Kongresses (Unterhaus) und des Senats (Oberhaus) schwören wird, dem Vaterland zu dienen.

Sein 76-jähriger Vater Juan Carlos I., der Anfang Juni und nach dem Absturz seiner Popularität die Abdankung verkündete, wird bei diesem Krönungsakt jedenfalls nicht anwesend sein. Um dem Thronfolger nicht die Show zu stehlen, der "als König maximale Aufmerksamkeit" verdiene, wie der Palast mitteilte. Dabeisein wird aber die bisherige Königin Sofía, die zu den beliebten Mitgliedern des Königshauses zählt.

Anschließend geht es vom Parlament zum alten Königspalast - vermutlich im offenen Rolls-Royce. Die Bodyguards schwitzen jetzt schon, wenn sie an diese Fahrt denken. Weniger, weil Temperaturen über 30 Grad angesagt sind. Sondern weil sie fürchten, dass Demonstranten dem neuen Königspaar auf der Straße einen "heißen" Empfang bereiten könnten. Die Sicherheitskräfte befinden sich in Alarmbereitschaft: Rund 5000 Polizisten sollen eingesetzt werden. Mit Kontrollpunkten an den Einfallstraßen; mit weiträumigen Absperrungen, um das Volk auf Distanz halten. Eine Demonstration der Antimonarchisten wurde untersagt. Mit dem Amtsantritt von Felipe VI. wird sich manches ändern: Auf Briefmarken und Euromünzen, auf denen bisher Juan Carlos prangte, wird künftig Felipe verewigt werden. In sämtlichen öffentlichen Gebäuden, von Schulen bis Gerichten, wird das gerahmte Bild des alten Königs gegen ein Konterfei des Thronfolgers ausgetauscht. In den Souvenirfabriken laufen bereits Schlüsselanhänger, T-Shirts oder auch Aschenbecher mit Felipe und Letizias Bildnis vom Band.

Nicht wirklich erfreut über Felipes Amtsantritt dürfte der königliche Fußballklub Real Madrid sein. Er verliert mit dem Abtritt von Juan Carlos seinen prominentesten Unterstützer: Felipe ist eingefleischter Fan des Fußballrivalen Atlético Madrid .

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