Pädophile nutzen Lockvogel

Aschersleben/Magdeburg · Fessel-Tipps in einem Internet-Forum, eine Fünfjährige als Lockvogel – die Polizei hatte am Samstag einen Ring mutmaßlicher Pädophiler in Sachsen-Anhalt gesprengt. Die Verdächtigen sind allerdings vorerst wieder auf freiem Fuß.

Die Mitglieder eines am Wochenende enttarnten Pädophilenrings sollen ein fünfjähriges Mädchen als Lockvogel missbraucht haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler nahmen die elf Verdächtigen das Mädchen zu ihrem Treffen in Sachsen-Anhalt mit, um etwa auf Spielplätzen mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen. Gegen die Verdächtigen - zehn Männer und eine Frau - werde wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern ermittelt, erläuterte die Polizei gestern. Die Verdächtigen kämen aus Berlin, Dresden, Leipzig, aus Nordrhein-Westfalen und der Schweiz.

Die Gruppe kannte sich aus einem Chatroom im Internet, wie der Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung, Holger Herrmann, in Magdeburg erläuterte. Dort seien etwa Informationen ausgetauscht worden, "wie man ein stabiles Kinderbett aufbauen sollte, falls man irgendwelche Fesselpraktiken durchführen möchte", sagte Herrmann.

Ein 54 Jahre alter Mann aus Aschersleben in Sachsen-Anhalt habe das Treffen der Forumsmitglieder organisiert. Jeder habe eine Einladung benötigt. Ziel sei es gewesen, Aufenthaltsorte von Kindern zu besuchen und Kontakte zu Kindern herzustellen. Auf dem Programm stand der Besuch eines Kinderflohmarktes und eines Zoos. Laut Polizei bekamen die Ermittler von einem Journalisten Ende April den Tipp auf das geplante Treffen in Aschersleben. Den Samstag über habe man die Gruppe beobachtet, am Abend dann Grillfest zugeschlagen. Nach der Festnahme seien bei Durchsuchungen Rechner, Datenträger und Kommunikationstechnik beschlagnahmt worden. Drei der Verdächtigen seien einschlägig vorbestraft, einige hätten pädophile Neigungen eingeräumt. Die Verdächtigen im Alter von 23 bis 60 Jahren sind vorerst wieder frei. Es gebe zwar einen Anfangsverdacht, das reiche aber nicht für einen Haftbefehl, erklärte Herrmann. Die Ermittlungen stünden ganz am Anfang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort